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5. Fotofestival Mannheim Ludwigshafen Heidelberg

14. Oktober 2013 - Thomas Bergbold
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Die 5. Ausgabe des Fotofestivals ist eine Reise in die Metropolregion wert.

GRENZGÄNGE. MAGNUM: TRANS-TERRITORIES, ein etwas sperriger Titel für die 5. Ausgabe des Fotofestivals. Wer ein bisschen über Magnum weiß, der erinnert sich bei dem Namen zum Beispiel an die berühmten Fotografen Robert Capa und Henri Cartier-Bresson. Die zwei Gründungsmitglieder zeigen sehr gut, für was Magnum auch heute noch steht: eindringliche Reportagefotografien mit Gespür für den richtigen Augenblick.

Um diese beiden Fotografen geht es in erster Linie nicht bei der 5. Auflage des Fotofestivals. Die Kuratorin Andréa Holzherr schöpft aus dem vollen Fundus des Archivs und trägt für die acht Ausstellungsorte interessante Themen zusammen. So finden sich unter anderem auch Arbeiten von Steve McCurry, Martin Parr, Elliott Erwitt, Bruce Gilden, Paolo Pellegrin und nicht zu vergessen Thomas Hoepker, der auch als Schirmherr des Fotofestivals fungiert. Dank des Hauptsponsor BASF werden rund 1.300 Arbeiten von insgesamt 76 Fotografen aus 27 Ländern gezeigt.

„Im Fokus des 5. Fotofestivals Grenzgänge. Magnum: Trans-Territories stehen Positionen von Magnum-Fotografen, die sich mit geografischen, politischen, wirtschaftlichen und privaten Territorien im physischen und metaphorischen Sinne auseinandersetzen.“ so steht es im Konzept der Ausstellung. Vereinfacht ausgedrückt geht es um die eigene Heimat und die Vertreibung aus ihr.

Die Ausstellungsorte passen zu einem etablierten und international anerkannten Fotofestival:
Kunsthalle Mannheim; Titel: Uprooted / Exil
Stadtgalerie Mannheim; Titel: Insight Out / Konversion
ZEPHYR – Raum für Fotografie der Reiss-Engelhorn-Museen; Titel: Deutschlandreise
Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen; Titel: No Place like Home / Zuhause
Kunstverein Ludwigshafen; Titel: Community
Heidelberger Kunstverein; Titel: Battleground / Afghanistan
Sammlung Prinzhorn Heidelberg; Titel: Locked up / Die Zelle
halle02 / Kunsthalle Heidelberg; Titel: Liu Jie: Migrant Nation

Während die meisten Fotografien aus dem Archiv von Magnum stammen, stechen zwei Ausstellungen mit aktuellen Arbeiten hervor: „Insight Out / Konversion“ in der Stadtgalerie Mannheim und die „Deutschlandreise“ im ZEPHYR in Mannheim.
ZEPHYR
Die „Deutschlandreise“ steht unter dem Motto: „Wie sieht Deutschland im Wahljahr 2013 aus?“ Die vier Magnum-Fotografen Olivia Arthur, Peter van Agtmael, Paolo Pellegrin und Moises Saman haben sich Ende 2012 aufgemacht, um unser Land zu erkunden. Herausgekommen sind interessante Einblicke zum Beispiel in den rheinischen Karneval oder den Braunkohleabbau im Osten Deutschlands bei Welzow. Die improvisierte Art der Bildpräsentation kann man kontrovers diskutieren, die Bilder gefallen größtenteils und zeigen teilweise einen ironischen Blick auf unsere Kultur.
Stadtgalerie
Mit lokalem Bezug ist die Ausstellung „Insight Out“ in der Stadtgalerie. Durch den Abzug der Amerikaner wird sich die Stadtlandschaft in Mannheim, Heidelberg und Schwetzingen ändern. Die Fotografin Alessandra Sanguinetti zeigt einfühlsame Portraits von US-amerikanischem Armeepersonal und der Fotograf Donovan Wylie zeigt die Militärarchitektur, die von den Amerikanern zurück gelassen wird. Wer als Kurpfälzer mit den „Amerikanern“ aufgewachsen ist, wird sich mit dem Projekt identifizieren können. Gerade die Kombination aus nüchterner Industriehalle und Großformatdrucken in reduzierter Farbigkeit überzeugt in hohem Maße.
Kunsthalle1Kunsthalle2
Eine dritte Empfehlung zeigt die Kunsthalle Mannheim mit der Ausstellung „Uprooted / Exil“. Sie widmet sich dem schwierigen Thema Flüchtlinge, von der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis heute. Zur Ausstellung gehören nicht nur die eindringlichen Fotografien der Magnum-Fotografen, sondern auch ein original UNHCR-Zelt, wie es vielfach in den Flüchtlingslagern steht. Über die Integration in die ehrwürdigen Ausstellungshallen lässt sich streiten, nicht aber über die großartige Präsentation der Fotos. Diese sind auf Holzboxen aufgezogen und haben zwei Seiten. Die Vorderseite zeigt das Bild und auf der Rückseite befindet sich eine Beschreibung. So begreift man das Thema im wahrsten Sinne des Wortes besser. Und ein Schritt hin zum normalen Umgang mit Kunstwerken, die man normalerweise nicht anfassen darf.
Kunstverein_LU
Warum nicht mal eine Diashow - haben wohl die Macher des Kunstvereins Ludwigshafen gedacht. Das Thema Community, also das Zeigen von Zusammengehörigkeit und Verbundenheit, wird hier mit vier Projektoren erzeugt. In Verbindung mit der Musikuntermalung von DJ Jens Wienand wird man auf eine Zeitreise durch die Jugendkultur geschickt. Von witzig bis nachdenklich zeigen die Bilder Gruppen, Cliquen und Banden von Jugendlichen aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Um das Ganze entspannt genießen zu können, sind Sitzsäcke aufgestellt. Eine schöne Idee, überzeugend umgesetzt, mit zum Großteil sehr guten Bildern.

Ganz im Geiste von Robert Capa und Henri Cartier-Bresson zeigen die Ausstellung viele gute Reportagefotografien, meist einfühlsam oder mit einem besonderen Blick. Dadurch, dass so manche Klassiker gezeigt werden, ist nicht nur Neues zu sehen. Durch die teilweise andere Präsentationsform, wie zum Beispiel als Film im Kunstverein Ludwigshafen, bekommt man aber einen neuen Blick auf diese bekannten Arbeiten. Somit ist das 5. Fotofestival wieder eine Reise wert.

Das Fotofestival geht noch bis 10. November 2013, detaillierte Informationen zu den Ausstellungsorten und den Themen finden Sie unter: www.fotofestival.info.
Administrator
Das liest sich ja alles spannend! Etwas Zeit ist ja noch …