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Manche mögen es heiß

02. April 2014 - Adrian Rohnfelder
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Vulkanfotografie ist kalkuliertes Risiko, die Luft ist so heiß, dass ich oft meine, allein der Kontakt würde mich versengen. Der Untergrund hat genug Temperatur, um Stative in Mitleidenschaft zu ziehen. Doch für mich gibt es kaum etwas, was mit dieser unbändigen Kraft aus dem Erdinneren konkurrieren könnte. Denn der Anblick der brodelnden heißen Steinsuppe ist schwer zu beschreiben und hat hohes Suchtpotential.

Das farbenprächtigste Motiv, welches ein Vulkanfotograf vor die Linse bekommen kann, sind jedoch die so genannten strombolianischen Eruptionen, wie sie im Einstiegsbild zu diesem Eintrag zu sehen sind. Besonders in der Dämmerung zur blauen Stunde zeigen sich bei längerer Belichtung die Flugbahnen der ausgeworfenen rot glühenden Lavabomben (offiziell heißen sie Schlacken) als faszinierende Lichtbögen. Werkzeuge für die Vulkanfotografie sind neben lichtstarken Objektiven vor allem ein stabiles Stativ sowie ein Fernauslöser. Doch wer sich nah an die Erruptionen heranwagt muss aufpassen: Bei umherfliegenden Lavabomben ist Vorbeugung der beste Schutz vor Gefahren. Wichtig dabei ist es, die Reichweite und Richtung der Auswürfe zu identifizieren. Erst wenn eine sichere Position klar ausgemacht wurde, kann eine Annäherung vorsichtig erfolgen. Unbedingt sind jedoch Helm und Rucksack zu tragen - der Rucksack dient dabei als Schutz des Rückens in kauernder Position. Wer den Rucksack dann einmal vergisst, sollte natürlich dreimal vorsichtig sein.

Lavaseen und Kraterränder
Während der Anblick der strombolianischen Eruptionen das farbenprächtigste Motiv ist, sind die seltensten Motive der Blick in das Herz der Erde an einem Lavasee. Weltweit gibt es diese Möglichkeit an weniger als zehn Orten. Der Anblick einer solch brodelnden heißen Steinsuppe ist schwer zu beschreiben und von hohem Suchtpotential.
Die besten Fotos gelingen bei bedecktem Himmel, da bei hellem Sonnenlicht die austretenden Gase als deutliche weiße Schleier über den Bildern liegen. Die größte Gefahr an einem Lavasee lauert dort, wo man sie am wenigsten sieht und vielleicht vermutet. Denn Vulkangestein besteht im Wesentlichen aus porösen und instabilen Lockermaterialien. Daher ist besonders an Abbruchkanten darauf zu achten, bei der Suche nach dem besten Blick oder der besten Fotoposition nicht den ultimativ letzten Schritt zu viel und zu nah an den Kraterrand zu machen.

"Action"-Motive mit Menschen
Selbstverständlich sind in vulkanischen Landschaften auch heiße Action Motive möglich. Da Lava sehr schnell erkaltet und schon nach ca. 30 Minuten stabil genug ist, Personen zu tragen, sind solch spektakuläre Aufnahmen möglich.

Voraussetzungen dafür sind natürlich eine detaillierte Kenntnis der Materie bzw. die Begleitung erfahrener Vulkanologen. Eindrucksvolle Motive von Personen scheinbar bedrohlich nah am heißen Geschehen sind insbesondere an Lavaseen, wie derzeit am fast bis zum Kraterrand gefüllten Erta Ale in Äthopien, leicht umzusetzen. Bei dem nächtlichen Fotografieren der rund 1.100 Grad Celsius heißen Lava ergibt sich allerdings das Problem, dass diese fast weiß glühend zum Ausbrechen gegenüber dem dunklen Gelände führt. Abhilfe schafft dabei das indirekte Fotografieren ohne Einbeziehung der heißen Lavastellen sowie Aufnahmen am Tage und bei Dämmerung.
Bei oberirdisch fließender Lava kann - je nach individueller Leidensfähigkeit des Fotografen bei bis zu 1.000 Grad heißer Luft - durch den Einsatz eines Weitwinkels der Kontrast von glühend roter zu teilweise tief schwarzer bereits erkalteter Lava spannungsreich und bedrohlich nah wirkend ins Bild gesetzt werden.