Die Top 12 des fotoforum-Awards 6/2022
»DIE VIER JAHRESZEITEN«

1. Platz, Kategorie Winter

Perry Wunderlich: »Abgefahren «

Perry Wunderlich aus Mark­neukirchen entdeckte die Reifenspuren eines übermütigen Autofahrers mit seiner Drohne aus der Luft. Bei dem Anblick kam ihm eine Idee und schnell fuhr er nach Hause, um eine Jacke mit einer knalligen Farbe zu holen. Er suchte sich dann eine zentrale Position, legte sich in den Schnee zwischen die Spuren und die Vogelperspektive seiner Drohne erzeugte den Eindruck eines Snowboarders. Die drei Juroren mussten gar nicht lange überlegen und schnell war klar, dass dieses Bild die Kategorie Winter anführen wird. Und auch bei der Wahl des Gesamtsiegers stand ziemlich rasch fest: Die Jury war von der Idee, dem klaren, grafischen Bildaufbau und dem Spiel mit der überraschenden Perspektive begeistert.

200 Euro / 10 Punkte

2. Platz, Kategorie Winter

Manuel Schmidt: »Paradox«

Manuel Schmidt aus Dillingen fotografierte sein Winterbild mitten im Sommer am Nürnberger Flughafen. „Energiekrise, eine WM in der Wüste mit klimatisierten Stadien und andere verwirrte Seelen, die gerade ihr Unwesen treiben – der Mensch ist ein paradoxes Wesen“, beschreibt er seine Gedanken beim Auslösen für dieses Bild. Das Paradoxe erkannte auch die Jury, die lange im Bild nach Hinweisen suchte, aber niemals auf die Idee gekommen wäre, dass das winterliche Motiv mit Frost, Fuchs und Klimaanlage im Sommer fotografiert wurde.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Winter

Christian Koradi: »Unterwegs«

Christian Koradi aus Andelfingen in der Schweiz saß beim Frühstück im Hotel, als ihm dieses Motiv vor die Linse lief. Das klassische Motiv entfaltet seine Wirkung durch Linien und Flächen. Besonderes ist allerdings der Positiv-Negativ-Effekt der Fußspuren, die von einem zum nächsten Schritt ihre Farbe wechseln.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Frühling

Stefan Ehlers: »Endlich Frühling«

Stefan Ehlers aus Wiesbaden geht planmäßig vor und erstellt für die Entwicklung von Motivideen häufig Mindmaps mit assoziierten Gedanken. So auch, als seine Fotogruppe zum Fotothema Frühling aufrief – wie passend. „Pandemie-bedingt war für mich der herannahende Frühling auch die Hoffnung auf mehr Freiheit. Diese wiederum brachte die Assoziation der Freiheitsstatue und so entstand die Grundidee Arm mit Fackel“, erklärt er. Das Feuer ersetzte er durch Tulpen, fertig war das Freiheits-Frühlings-Bild zum Anbeißen.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Frühling

Andreas Held: »when winter meets spring«

Andreas Held aus Eberbach merkte schnell, dass das plötzlich hereingebrochene Winter-Comeback gegen Ende April etwas Seltenes war und fuhr samt ­Kamera zügig zum nahe gelegenen Katzenbuckel im Odenwald. Dort fand er dieses grafisch tolle und farblich reduzierte Motiv einer bereits austreibenden Rotbuche, bezuckert vom letzten Schnee.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Frühling

Rita Priemer: »Frühblüher«

Rita Priemer aus Staufenberg möchte alte Aquarelle von Pflanzen nachahmen und fotografiert Frühblüher in einem Lichtzelt mit Fokus-Stacking. „Bei diesen Aufnahmen besteht jedes Motiv aus mindesten zwei Teilen, weil ich die Pflanzen mithilfe einer Klammer festhalten musste. Die Sternhyazinthe habe ich sogar in vier Teilen fotografiert: Blätter mit Blüten (17 Aufnahmen), Zwiebel mit Wurzeln (32 Aufnahmen), Seitentriebe (10 Aufnahmen), Seitentrieb samt Zwiebel (20 Aufnahmen)“, erklärt sie. So viel Arbeit muss belohnt werden. Ein verdienter 3. Platz.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Sommer

Hans-Martin Dölz: »The Caravan«

Hans-Martin Dölz aus Leonberg zeigt, dass Sport und Fotografie gut zusammen passen. Denn regelmäßig joggte er an diesem in die Jahre gekommenen Wohnwagen vorbei, nie aber bot sich ein richtiges Motiv an: In der Woche parkten Autos davor und dahinter, im Winter war der Blick nach hinten nicht schön. Als der Sommer hereinbrach und der Mais zu wachsen begann, wurde von Jogging-Runde zu Jogging-Runde das Motiv besser. Schließlich dann: blauer Himmel, kleine Wölkchen, Wochenende – perfekt. Die Juroren freuten sich über das aufgeräumte Bild, den klassischen, aber gekonnten Bildaufbau sowie den hässlich-schönen Caravan.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Sommer

Roswitha Antoniak: »mit Geranie..«

Roswitha Antoniak aus Hagen war auf dem Weg zu ihrem Steuerberater, als sie dieses Motiv entdeckte und schließlich fotografierte, da sie glücklicherweise ihre Kamera fast immer dabei hat. Die Juroren genossen die klare Bildsprache, die zudem eine gewisse Komik besitzt. Das i-Tüpfelchen sind am Ende sicherlich die kleinen Balkonpflanzen am unteren linken Bildrand.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Sommer

Anette Jäger: »Sommernacht«

Eigentlich war Anette Jäger aus Dresden sommernachts unterwegs, um beleuchtete Gebäude samt Lichtspuren zu fotografieren, als sie zufällig das Insektenschwirren an einer Straßenbeleuchtung entdeckte. „Ich experimentierte mit verschiedenen Belichtungszeiten, bis mir die Spuren der fliegenden Insekten zusagten“, erklärt sie. Der Jury gefiel die Entdeckung und sie honorierte den wachen Blick und die ausgefallene Bildidee.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Herbst

Ludwig Lutz: »Zuckerrübenernte«

Ludwig Lutz aus Sinzing war mit Hund und Kamera unterwegs, als er an ein Feld nach der Zuckerrübenernte kam. „Die Rüben wurden vom Bauern am Feldrand zu einem Hügel aufgetürmt und mit einer Plane abgedeckt. Ein Bild, das man hier jeden Herbst vorfindet. Mich hatte die grafische Wirkung von Feldrand, den Rüben und der Plane gereizt. Zugute kam mir, dass der Nebel den unruhigen Hintergrund verschluckte“, erzählt er. Die Juroren sahen es ähnlich und waren vom stringenten Aufbau und den einzelnen Bildelementen angetan.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Herbst

Karl-Heinz Papenhoff: »Herbstfriseur«

Karl-Heinz Papenhoff aus Olfen geht nie ohne Kamera aus dem Haus und entdeckte dieses Motiv: „Der Baum erinnerte mich sofort an einen älter werdenden Herrn mit Haarverlust“, berichtet er. Diese Verknüpfung hatte die Jury zwar nicht sofort, aber der eigenartige Blattverlust wurde dennoch lange von ihr begutachtet. Letztendlich überzeugten die Juroren der frontale Bildaufbau und das Farbspiel mit einer Prise Humor.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Herbst

Isabelle Trak: »Tea Time«

Isabelle Trak aus Krefeld nutzte den Lockdown, um kreativ zu werden: In der Küche wurde ein weißer Karton an den Fliesenspiegel geklebt, die Teebeutel kamen ans Gewürzregal, Licht kam von einem Strahler. „Mich fasziniert die Schlichtheit des Bildes, die Reduktion auf das Wesentliche. Tee verbinde ich mit Herbst und Winter, Wärme und Geborgenheit, was auf diesem Bild nicht dargestellt wird, sondern ganz der Fantasie überlassen wird“, beschreibt sie ihr Bild. Den Juroren gefiel das Spiel mit den Gegenständen und das Gedankenspiel dahinter.

50 Euro / 6 Punkte