Kanaren zu Fuß

Der 2. Streich

24. November 2013 - Andre Schumacher
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Vielleicht liegt es daran, dass heute Sonntag ist: Gleich zwei wunderbare Ereignisse versüßen den Tag.

Erstens: Die zweite Insel ist eben fertig geworden, Teneriffa. Weiter unten findet ihr wieder einen kleinen Auszug aus der Geschichte.

Zweitens: Matthew Stevens, einer der besten Gitarristen der Gegenwart, telegrafierte heute schnörkellos: "I'm into, man!" Heißt im Klartext: Er wird ein paar Stücke für die Kanarenshow komponieren. Ich hatte ihn vor einigen Wochen an der Seite des großen Christian Scott auf der Bühne gesehen. Bekomme heute noch Gänsehaut: Ohne Frage das beste Jazzkonzert seit Wayne Shorter vor 12 Jahren auf dem Festival de Jazz Vitoria-Gasteiz.
Drehbuch Tenerife
Und hier die versprochene Geschichte

Teneriffa ist die Insel, mit der alles begann – das war vor 14 Jahren. Ich hatte gerade mein Architektur-Studium abgeschlossen und durchforstete Zeitungen auf der Suche nach Impulsen. An einer Anzeige des Arbeitsamts blieb ich hängen: drei Monate Praktikum in San Sebastian. Volltreffer! Es gab nur ein Dilemma: Zentraler Punkt des Bewerbungsprozederes war ein vierstündiger Spanischtest.

Da saß ich nun also – mit 60 Konkurrenten. Noch nie in meinem Leben hatte ich auch nur ein Wort spanisch gesprochen. Kein Hola, kein Que tal? – Nichts. Ich weiß gar nicht mehr, was ich die ganze Zeit gemacht habe – es muss ja furchtbar langweilig gewesen sein –, aber kurz vor der Abgabe habe ich ganz unten auf die letzte Seite geschrieben: „Ich bin wahnsinnig motiviert! Wenn sie mich nehmen, lerne ich sofort spanisch.“ Das muss denen gefallen haben, denn kurz darauf bestellte mir die Chefin, dass ich eine Woche hätte, um erneut vorstellig zu werden und eine flüssige Konversation auf's Parkett zu legen. Ich fuhr noch am selben Abend nach Rostock, suchte mir eine pensionierte Professorin, schlug mir 6 mal 12 Stunden um die Ohren, reiste zurück nach Berlin – und legte eine flüssige Konversation auf's Parkett.

So kam ich nach Spanien. Aus den drei Monaten wurde ein Jahr und aus dem Baskenland Teneriffa. Die Insel war damals im Aufbruch: Plätze und Parks, Museen und Bibliotheken wurden gebaut. Was war das für eine Zeit: Der Atlantik vor der Haustür, ein 4.000 Meter hoher Berg im Rücken. Meeresfrüchte, schwerer Wein, und wir gewannen einen Wettbewerb nach dem anderen.

Ich wollte immer einmal zurückkommen, schauen, wie sich das anfühlt – und schon beim Frühstück weiß ich: Das war eine gute Entscheidung! Denn vor mir steht ein Barraquito, und sein Aufbau ist wie folgt: dickflüssige, gezuckerte Kondensmilch, ordentlich Espresso, ein guter Schuss Likör 43, Milchschaum, ein Scheibchen Zitrone und ein Hauch von Zimt.
Barraquito
Was soll da noch schiefgehen?
Daaanke für das leckere Rezept!
Auch das Foto dazu ist ganz nach meinem Geschmack =)
VG Dorothea