Kanaren zu Fuß

Im Kochtopf

19. November 2013 - Andre Schumacher
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Heute nur ganz kurz, denn die Tage sind verrückt gerade, und ich finde kaum eine Minute zu Schreiben.

Allerdings, aus aktuellem Anlass und für jene Leser, die diesen Blog verfolgen:
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Wir sind auf La Palma, und La Palma ist ein Paradies für Wanderer. Wohl aus Mangel an Sandstränden haben die Gemeinden ein beachtliches Netz an gut markierten Wanderwegen geschaffen: über 1.000 Kilometer, für jeden Geschmack und Schwierigkeitsgrad. Doch es gibt eine Tour, die alles andere in den Schatten stellt: Sie führt um den mächtigen Erosionskrater der Caldera de Taburiente, über die Cumbre Nueva und weiter über die langgestreckte Vulkankette der Cumbre Vieja – eine bizarre Mondlandschaft, aus der 120 Vulkangipfel ragen. Das Ganze ist ziemlich lang, beschwerlich und durchaus von alpinem Format, weshalb es meistens in Teilen gelaufen wird oder wenigstens von Nord nach Süd: Das hat den Vorteil, dass man mit einem Taxi bis auf 2.000 Meter Höhe fahren kann und dann gemütlich Richtung Süden schlendert.

Aber mir ist das natürlich nichts: Ich möchte mich da schon selbst hochplagen und fluchen und schwitzen – und dann... Was ist das für ein großartiges Gefühl oben anzukommen! Oder, wie ein Freund es zu sagen pflegte: „Nur Schmerzen bleiben im Herzen!“

In jener Zeitraffe stehen wir nun an der wohl großartigsten Schutzhütte der Kanaren, dem Refugio de la Punta de los Roques. Es gibt hier nichts zu essen, nichts zu trinken, keinen Wirt, keine Gäste – alles scheint nur eines zu sagen: Was hier zählt, ist die Lage! Auf einem kleinen Felssporn am Rande dieses gewaltigen Kraterkessels – und zwar: haarscharf an der Kante! Dahinter stürzen die Wände 1.500 Meter vertikal in die Tiefe.
Refugio de la Punta de los Roques
Epilog

Tief in meinen Schlafsack verkrochen, verbringe ich eine traumlose Nacht. Hätte ich geträumt, dann wäre mir vielleicht jener Zeitungsartikel erschienen, der mir erst heute, beim Bau dieser Show, in die Hände gelangt: „Auf keinen Fall sollten sie bei schlechtem Wetter oder kurz nach starken Regenfällen in den Bergen von La Palma unterwegs sein. Hin und wieder erreichen mehr oder weniger starke Stürme die Kanaren. Ende Oktober 2012 zog ein Ausläufer des gewaltigen Hurrikans Sandy über La Palma hinweg. Bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h waren deutliche Schäden zu verzeichnen. Der Flug- und Fährbetrieb musste eingestellt werden und etliche Urlauber landeten statt auf La Palma auf Teneriffa. Andere, die ihre Heimreise antreten wollten, mussten ihren Urlaub unfreiwillig verlängern.“

Ist es nötig, zu sagen, dass ich an diesem Tag auf 2.000 Metern Höhe stand und fotografierte?
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