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Ausstellung: Frauen überleben Säure

11. Juli 2014 - Julian Weber
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„Mein Name ist Flavia. Ich bin 25 Jahre alt und komme aus Kampala in Uganda. Ich wurde 2009, während meines zweiten Jahres an der Uni, angegriffen. Ich kam abends als Erste nach Hause. Ich habe etwas hinter mir gehört und mich umgedreht. Da hat mir jemand die Säure ins Gesicht geschüttet und ist weggerannt. Ich wusste nicht, was es war.

Es hat angefangen zu stechen und wehzutun. Ich bin herumgelaufen und habe meine Kleider ausgezogen. Ich bin ich zu Boden gefallen, habe mich aber dazu gezwungen, Hilfe zu suchen. Ich lief zum Laden nebenan. Der kleine Sohn der Besitzerin stand nur entsetzt da. Menschen drängten sich um mich. Dann entdeckte mich eine Freundin meiner Familie und brachte mich ins Krankenhaus.

Ich habe nur langsam verstanden, dass ich schlimm dran war. Ich war wütend, traurig, deprimiert. Ich habe nur geweint, mein altes Aussehen vermisst. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich für den Rest meines Lebens so aussehen würde. Es half mir sehr, dass meine Familie und Freunde so sehr für mich da waren. Ich war sieben Monate lang im Krankenhaus. 


Wir wissen bis heute nicht, wer es war.“
 
Auch ohne Bilder bohren sich die Worte tief in den Kopf und wohl dem, der nur mit einer mäßig ausgeprägten Phantasie ausgestattet ist. "Eines meiner Augen war zu, das andere geschmolzen", Bilder entstehen, die man eigentlich nicht auch noch als Fotografie sehen möchte, zu sehr wird klar, dass einige Menschen einfach nur abgrundtief Böses tun.
Flavia aus Kampala, 25 Jahre alt
Flavia aus Kampala, 25 Jahre alt

Flavia ist eine der Frauen die Ann-Christin Woehrl für die Ausstellung UN/SICHTBAR - Frauen überleben Säure porträtierte. Die Fotografin zeigt Aufnahmen von Frauen, die Brand- oder Säureanschläge überlebt haben, Interviews geben Einblicke in die stets beunruhigend normalen Geschichten hinter den Ereignissen. Eine Trennung, ein abgewiesener Partner, die Weigerung den Erwartungen der Familie zu entsprechen.
 
Auch Aufnahmen von Frauen, die sich selber verbrannten, verätzten, sind unter den Porträts: Hier scheint der Täter eine Kultur, in der die Frauen keine andere Möglichkeit sehen, sich selbst zu befreien.
 
Jede dritte Frau auf der Welt wird nach einer Studie des United Nations Development Fund for Women (UNIFEM) in ihrem Leben einmal geschlagen, vergewaltigt oder auf andere Art misshandelt. Häusliche Gewalt stellt die Hauptursache für Gesundheitsschädigungen - oder den Tod - von Mädchen und Frauen zwischen 16 und 44 Jahren dar und rangiert damit noch vor Krebs oder Verkehrsunfällen.
 
Die Ausstellung möchte Frauen, die Attentate oder Suizidversuche überlebt haben, eine lautere Stimme geben, als Sie es in ihrer Heimat haben. Sie möchte neben den physischen die psychischen Narben zeigen, die ein solcher Gewaltakt reißt und wirft durch die Augen der Opfer einen Blick auf die Täter.
Makima aus Murshidabad, 22 Jahre alt
Makima aus Murshidabad, 22 Jahre alt 
Sidra aus einem Vorort von Lahore, Pakistan, 18 Jahre alt
Sidra aus einem Vorort von Lahore, Pakistan, 18 Jahre alt
Sokneang aus Preah Vihear,  33 Jahre alt
Sokneang aus Preah Vihear,  33 Jahre alt 

Die Ausstellung UN/SICHTBAR - Frauen überleben Säure ist vom 6. Juni 2014 bis zum 11. Januar 2015 im Staatlichen Museum für Völkerkunde in München, Maximilianstraße 42 in 80538 München, zu besichtigen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9:30 bis 17:30 Uhr.
 
 
Ich bewundere den Mut und die Kraft dieser Frauen, die sich vor die Kamera gestellt und ihre Geschichte erzählt haben!
Ähnlich beeindruckende und verstörende Bilder, samt begleitendem Text, habe ich auch schon in den Galerien eingiger Fotografen, die in Ländern leben, in denen diese grausamen Anschläge praktiziert werden, auf 1x.com gesehen und es sind oftmals auch Männer, die zu Opfern von Säure- oder Brandanschlägen werden, z.B. bei Streitigkeiten um das Erbe oder den Grundbesitz.
Frauen in dieser Ausstellung Stimme und Gesicht zu geben ist wichtig, ob es die Situation in ihren Ländern ändert ist leider fraglich.
Danke, dass Ihr diese Ausstellung hier vorstellt.
VG Dorothea
Es ist einfach unfassbar. Ich finde keine Worte.