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Ausstellungseröffnung: Barbara Klemm

19. November 2013 - Maike Hahn
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Die Arbeiten von Barbara Klemm gelten als fotografisches Gedächtnis der Bundesrepublik. Wie kaum eine andere deutsche Fotografin hat sie das Zeitgeschehen der letzten Jahrzehnte mit der Kamera begleitet. Jetzt zeigt der Martin-Gropius-Bau in Berlin eine große Retrospektive mit mehr als 300 Werken der Ausnahmefotografin. Bei der Ausstellungseröffnung waren wir live dabei. 
Alfred Hitchcock, Frankfurt am Main, 1972


Die in Münster geborene Barbara Klemm war von 1959 bis 2004 für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung” tätig, davon fast 35 Jahre als Redaktionsfotografin für die Bereiche Politik und Feuilleton. In dieser Zeit wurde sie Zeugin vieler bedeutender historischer Ereignisse, wie beispielsweise der Ostvertragsaushandlungen zwischen Willy Brandt und Leonid Breschnew im Jahr 1973. Das Bild der zwei Politiker, umgeben von Übersetzern und Beratern, wurde zur Ikone der Fotografie.
Klemms Arbeiten bestechen durch ihren Blick für das Wesentliche und ihren Sinn für Komposition. Sie zeigt ihre Motive stets in ihrem natürlichen Umfeld, unverschönert und „real”. Die dadurch entstehende Authentizität macht das Besondere ihrer Arbeiten aus. Der Lyriker Durs Grünbein sagte einmal passenderweise über sie: „Sie hat die Großen und die noch viel Größeren porträtiert, aber nie sieht man bei ihr Giganten, sondern immer nur Sonderlinge an ihren Arbeitsplätzen, kauzige oder quirlige Wesen in den verschiedenen Stadien der Selbstbehauptung.”

Stuttgart, 1972


Seit dem 16. November zeigt der Martin-Gropius-Bau in Berlin eine Retrospektive ihres Schaffens seit 1968. Die mehr als 300 Arbeiten zeigen politische Ereignisse, Studentenunruhen und Bürgerinitiativen, Szenen aus dem geteilten und dem wiedervereinten Deutschland, Alltagsszenen und Straßensituationen aus alles Erdteilen, einfühlsame Porträts von Künstlern, Schriftstellern, Musikern und Menschen im Museum. Für die Bilder-Galerie der fotoforum Ausgabe 6/2013 stellte sich Barbara Klemm mit ihrer sehr bescheidenen und generell sehr angenehmen Art den Fragen unserer Redaktion. Der Artikel ist jetzt als Sonderdruck erschienen und liegt kostenlos in der Ausstellung aus.

Sonderdrucke zur Ausstellung

Bei der Ausstellungseröffnung waren wir vor Ort, haben die Sonderdrucke verteilt und uns unters Volk gemischt. Für die ca. 600 Gäste begann der Abend mit bewegenden Reden über das Lebenswerk von Barbara Klemm. Einer der Redner war der preisgekrönte Regisseur Wim Wenders, der mit seinen Worten über die Bedeutung und Verwendung des Begriffs „Realität” das Publikum in seinen Bann zog. Denn das ist es, was die Bilder von Barbara Klemm ausmachen - sie sind real! Gänzlich unverfälscht stellen sie die Wahrheit des Moments dar. Gerührt von den vielen bewegenden Worten trat Barbara Klemm schließlich selbst vor das Mikrofon und bedankte sich bei allen Helfern, die sie bei den Vorbereitungen der Ausstellung unterstützt haben.
Wim Wenders bei der Ausstellungseröffnung im Martin-Gropius-Bau

Anschließend zog es die Gäste dann ein Stockwerk höher zu den Ausstellungsräumen. Mehrere hundert Leute drängten sich um die Werke von Barbara Klemm - eines beeindruckender als das andere. Vor jedem Bild wurde gestaunt und heiß diskutiert.

Schnell stellt sich einem die Frage, wie eine einzelne Frau es schafft, bei so vielen bedeutenden Ereignissen zur richtigen Zeit am richtigen Ort genau den richtigen Moment mit ihrer Kamera festzuhalten. Die Brisanz und die Bedeutung ihrer fotografierten Motive wird noch deutlicher, wenn man sich die Schlagzeilen der zu den Bildern gehörigen Zeitungsartikel anschaut, die ebenfalls ausgestellt sind. Es ist unmöglich, allen Werken in nur einem Ausstellungsbesuch gerecht zu werden. Deshalb steht für uns fest, dass es nicht bei diesem einen Besuch bleiben wird. 

Wer grundlegende Einblicke in das Werk der Fotografin erhalten möchte, kann am 30. November an einer exklusiven Führung der fotoforum Akademie teilnehmen. Hier geht's zur Anmeldung. 

Barbara Klemm - Fotografien 1968-2013. Die Ausstellung läuft noch bis zum 9. März 2014. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 10 bis 19 Uhr. Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin. Weitere Informationen
das Bild von Hitchcock liebe ich besonders!