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Behind the article: Gordon Welters

15. Mai 2014 - Christian Beck
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Hallo! Mein Name ist Christian Beck und ich habe in der aktuellen fotoforum-Ausgabe die Reportage „Behind the Silence“ von Gordon Welters betreut.
Ich war bereits vor einigen Jahren auf den Fotografen Gordon Welters aufmerksam geworden und er war auch schon einmal mit einer kurzen Geschichte im fotoforum vertreten. Seit dem hatte ich ihn auf dem Schirm und schaute immer wieder mal auf seiner Webseite vorbei.
Als dann jüngst eine Pressemitteilung von ihm in meinen Posteingang flatterte, in der er erfreut kundtat, dass seine Reportage „Behind the Silence" beim Unicef-Foto des Jahres ehrenvoll bedacht und für den Henry Nannen Preis 2014 nominiert wurde, wurde ich neugierig. In „Behind the Silence" berichtet Gorden Welters über das sogenannte PNI (Psycho-Neurologisches Internat) Peterhof, rund 30 Kilometer von Sankt Petersburg entfernt. Er begleitete zwei junge Menschen, die dort jeweils einen Freiwilligendienst leisteten. Seine Bilder sind Ausdruck für die Lebensumstände und die Arbeit, die dort geleistet wird. 
 
Ich arbeitete mich ausgiebig durch seine Webseite und ich muss gestehen, dass mir bei so manchen Bildern (mal wieder) ein Kloß im Halse stecken blieb. Gebannt klickte ich mich von Bild zu Bild und Serie zu Serie. Fast zeitgleich griff ich zum Hörer, um bei Gordon Welters anzurufen. Mir war klar: Diese Geschichte hat mich so beeindruckt, dass ich sie auch unseren Lesern zeigen wollte.
Gordon Welters war von der Idee, eine große Bildstrecke im fotoforum zu machen, begeistert und wir begannen sofort mit der Umsetzung. Er schickte mir umgehend die Bilder, ich begann zu layouten. Vorschläge gingen hin und her und bald waren alle Bilder gesetzt. 
Jetzt stand nur noch das Interview aus. Und das sind regelmäßig Momente, in denen mir schwummerig im Bauch wird. Oft denke ich „darf ich dieses und jenes wirklich fragen?“ oder „wird das jetzt vielleicht doch zu persönlich?“. Aber die Erfahrung zeigt: Desto mehr Kribbeln im Bauch, desto besser und intensiver das Interview.
Insgesamt dauerte es rund vier Wochen, bis diese Geschichte komplett fertig und druckreif war. Man unterschätzt schnell, wie viele Kleinigkeiten letztendlich doch noch geklärt, abgestimmt und korrigiert werden müssen. Besonders dann, wenn das Thema ein recht heikles ist und man auf gar keinen Fall den abgebildeten Menschen auf irgendeine Weise zu nahe treten möchte.
Mir ist diese Geschichte ans Herz gewachsen, weil ich die Arbeit und die Bilder von Gordon Welters sehr respektiere und sprichwörtlich meinen Hut davor ziehe. Es sind ehrliche, harte und reale Bilder, die unser Heile-Welt-Bild auf den Kopf stellen und uns mit einer subtilen Brutalität auf die Bretter schicken. Seine Fotos sind keine „Büro-Bilder“, durch die man sich mal eben in der Mittagspause klickt oder die per Social-Media mit den Worten „gefällt mir“ weitergeleitet werden. Für das Betrachten seiner Arbeiten benötigt man Zeit, Ruhe und bestenfalls jemanden an seiner Seite, der Halt gibt, wenn die Emotionen überhandnehmen.

Chapeau!
 
Gordon Welters arbeitet seit 1998 als freier Fotograf mit einem Fokus auf Dokumentar-, Porträt- und Reisefotografie. 
www.gordonwelters.com

Behind the Silence:
Copyright: Gordon Welters
Gelöschter Benutzer
respekt... auch ich ziehe meinen hut... 'ehrliche, harte u. reale bilder'... es MUSS sein, auch diese seiten unserer gesellschaft zu dokumentieren...

und... christian... du musst dich rasieren! ;-)

gruss
Hallo Christian,
auch ich habe den Artikel "Behind the Silence" gelesen und fand ihn sehr interessant. Ich finde solche Artikel immer sehr gut, da viele Menschen gar nicht wissen, was und wie es in andern Ländern abgeht. Mich jedenfalls hat der Artikel zum Nachdenken angeregt. Der Stil der Fotos passt perfekt zu dieser Art von Dokumentation. Alles in allem, eine sehr gute Arbeit.
Viele Grüße
www.facebook.com/mhphotoartjimdocom
www.mh-photoart.jimdo.com
Die kleine Geschichte zur Entstehung des Artikels über diesen mutigen Fotografen und seine beeindruckende Bilderstrecke über das PNI finde ich sehr interessant. Vielen Dank auch für den Link zu seiner Homepage, die auch mich sofort in ihren Bann gezogen hat! Neben der enormen emotionalen Ausstrahlung der Bilder, finde ich sie auch fotografisch sehr spannend und man sollte sich wirklich ausreichend Zeit nehmen, um alles genau zu betrachten und versuchen zu begreifen.
Ein sehr großer Reiz Eures Magazins geht für mich immer von dieser Art interessanter Bilderstrecken von guten Fotografen aus, bitte ruhig mehr davon . . . und ich kann dann auch gerne auf Kamera-Tests, egal ob nun 4 Seiten lang oder nur 1 Seite ;-) verzichten =)))
VG Dorothea
Gelöschter Benutzer
Eine bewegende und aufwühlende Reportage, für die man sich Zeit nehmen muss, um sie wirken zu lassen. Harte, ungeschönte Bilder von den verlassenen einer Gesellschaft...
Ich weiß nicht warum, aber das ausdrucksstärkste, oder sagen wir symbolträchtigste der ganzen Serie ist für mich das letzte Bild der Reihe!

Nicht nur für diesen Beitrag- auch für das ganze Heft ein großes Dankeschön!

VG Ralph
ein sehr sehr tiefer Beitrag,den ich intensiv gelesen habe,die fotos sind alle mit großem respekt und sehr viel tiefe erstellt.Große achtung vor dem Fotografen.
in den 80 gern habe ich ersatzdienst statt bundeswehr geleistet 8 Jahre lang.
habe mit behinderten und kranken zu tun gehabt,
auch hier gibt es sehr viel elend es wird nur nicht gesehen, weil diese menschen einfach nicht am leben teilnehmen können.damit hatte ich am anfang echt probleme.
hier findet es ebenso hinter verschlossenen türen statt.

lg udo
Gelöschter Benutzer
Ein Serie die wachrüttelt und berührt. Der Fotograf hat mit sehr viel Einfühlungsvermögen auf die Situation der Menschen hingewiesen, die immer noch keine wirkliche Lobby haben.
Respekt vor der Leistung und vor dem Engagement des Fotografen. Das muss erstmal verarbeitet werden. Danke fürs Zeigen.
LG Rolf Thuilot