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Behind the article: Tierfotografie mit der Lichtschranke

11. Dezember 2014 - Karsten-Mosebach
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Hallo! Mein Name ist Karsten Mosebach und ich habe in der fotoforum-Ausgabe November/Dezember 2014 den Artikel "Im Bann des Lichtstrahls" geschrieben. Nachdem ich im fotoforum eher die technischen Aspekte der Fotografie mit Lichtschranken erläutert habe, möchte ich hier ein wenig über meine ganz eigene Faszination für diese besondere Art der Tierfotografie erzählen.

Denn wenn es um die Tierfotografie geht, dann gibt es viele Situationen, die nur sehr sehr schwer zu fotografieren sind. Eine Eule im Anflug kann ich mit viel Glück und genügend Zeit, um auf diesen einen perfekten Moment zu warten, ablichten. Aber wenn ich, ohne mein Glück überzustrapazieren, herausragende Fotos machen will, muss ich auf technische Hilfsmittel setzen. Denn nur wenn ich die Kontrolle über das Licht übernehme, wenn ich die Kontrolle über die Auslösung ein Stück weit abgebe, dann kann ich Fotos schießen, die ohne diese Hilfsmittel reine Glücksaufnahmen wären. Mein Zaubermittel für Fotos von diesen Momenten, die man sonst nicht zu sehen kriegt, sind Lichtschranken - und ich muss zugeben, ein kleines wenig faszinieren mich die technischen Feinheiten auch.
Für Testschüsse stelle ich mich zunächst selber ins Bild und löse mit der Hand aus.

Der Fotograf in seinem unnatürlichsten Umfeld: Direkt vor der Kamera. Das ist für mich zumindest bei den Testaufnahmen Alltag, ich teste die Auslösungen, taste mich an die richtigen Parameter für Kamera und Lichtschranken heran. Vieles vorher läuft für mich mittlerweile nebenher ab, ich wohne auf dem Land, dort sind Eulenlöcher in Scheunen noch durchaus gängig. Wenn ich eine vielversprechende Scheune finde, frage ich die Besitzer. Meist sind die Reaktionen recht freundlich, wenn auch oft irritiert, dass ich so eine Kleinigkeit wie ein Eulenloch überhaupt wahrnehme.
Wenn ich dann die Erlaubnis habe an einem interessanten Ort zu fotografieren, dauert es bis zum ersten Foto noch etwa eine Woche. Zunächst muss ich vorsichtig auskundschaften, wie die Tiere ein- und ausfliegen und wo ich möglichst wenig störe, dann müssen sich die Tiere an meinen Technik-Aufbau gewöhnen. So ein Aufbau steht für große Vögel wie Eulen mehrere Tage nur in der Gegend herum, einfach damit die Gerätschaften für die Tiere zum Alltag gehören. 
Ich mache meine ersten Testaufnahmen, die dann durchaus auch mal recht lustig aussehen können. Nach einigen Tagen folgen dann die ersten kürzeren Aufnahmerunden, während der ich die Lichtfallen nur für wenige Aufnahmen scharf schalte. Noch einige Zeit später fotografiere ich dann auch längere Serien.
Wenn die Tiere an den Aufbau gewöhnt sind, fange ich zunächst mit ein paar einzelnen Blitzaufnahmen an, bevor ich an einem Abend dann auch eine längere Serie schieße.

Bei anderen anderen Motiven kommt es noch mehr auf gute Beziehungen, als auf gute Technik an. Zum Beispiel mein im Artikel erwähnter Ausflug mit den Naturschützern, um Fledermäuse zu fotografieren. Ohne dass mich diese Leute kennen, geht gar nichts. Die Verbindungen zu den Fachleuten vor Ort pflege ich seit Jahren und auf diese Art komme ich auch einmal bei Exkursionen mit, die eigentlich rein wissenschaftlichen Zwecken dienen. Wenn Fledermäuse gezählt werden, müssen die Tiere sowieso eingefangen werden. Sie dann anschließend durch ein Astloch zu entlassen, vor dem meine Ausrüstung aufgebaut ist, das schadet den Tieren nicht, nützt aber mir als Fotografen und den Tierschützern genauso. Denn für sie können meine Bilder für Forschung und PR nutzen und ich, ich bin an Tiere herangekommen, die ich so sonst nicht hätte fotografieren können.
Wieder ein Licht-Test, diesmal an einem auf einem Stativ fixierten hohlen Baumstamm. Für eine Zählung eingefangene Fledermäuse wurden durch das Astloch freigelassen, so konnte ich die Tiere kontrolliert fotografieren.

Für mich als Naturfotograf ist selbstverständlich auch das natürliche Tierporträt ohne künstliches Licht faszinierend, doch die Fotografie mit Lichtschranken ermöglicht es mir jahreszeitenunabhängig und vor allem auch neben meinem Beruf noch Tierfotos in freier Wildbahn zu machen - und das von Tieren, die zwar bei uns heimisch sind, die aber die wenigsten Menschen tatsächlich einmal außerhalb des Zoos in so detailliert gesehen haben, wie es mit dieser Art der Fotografie geht.

Danke, für die sehr ausführliche Beschreibung Ihrer/Deiner Aufnahmetechniken. Danke auch für Ihren/Deinen Artikel, der mir den letzten Anstoß gegeben hat, auch eine Lichtschranke zu erwerben. Leider ist bei uns alles im Schnee versunken und ich muß daher auf eine günstige Gelegenheit im heurigen Frühjahr warten. Bis dahin werde ich jedoch Ihre/Deine Ratschläge versuchen umzusetzen.
LG aus Tirol
Peter