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Das geplante Abenteuer, Teil 2

31. Oktober 2013 - Christian Beck
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Leuchtturm und Geister
Es ist der zweite Tag auf der kleinen Insel Isle of Canna. Jochen und ich haben in unserem kleinen Green Caravan einigermaßen geschlafen. Er in einem Bett, in dem zuvor so mancher Bauarbeiter nächtigte, ich auf einer kleinen Pritsche, auf der wohl sonst die die Hunde schliefen. Dass der Caravan bislang primär von Bauarbeitern genutzt wurde, erfahren wir bereits bei der Ankunft. Es soll uns soweit allerdings nicht stören. Im Gegenteil. Für Jochen ist das sogar äußerst praktisch: Er hat nämlich seine wasser- und wetterfeste Jacke in Deutschland vergessen und kam nur mit einer schicken Wildlederjacke auf die Insel. Aber zum Glück hatte ein Arbeiter seine Jacke ebenfalls vergessen, sodass Jochen diese nutzen kann. Nur ist es keine normale Jacke, sondern eine neongelbe Warnjacke mit Leuchtstreifen. Das hat den Vorteil, ich weiß immer wo sich Jochen gerade befindet, denn irgendwo leuchtet diese Jacke immer am Horizont. 

Der Tag erwartet uns mit erstaunlich gutem Wetter und so beschließen wir, einen Naturfototag einzulegen. Ziel ist es, das südöstlichste Ende von Canna zu erreichen, das durch einen kleinen Leuchtturm markiert wird. Wir packen die schwere Fotoausrüstung und marschieren los. Spätestens jetzt wird uns bewusst, dass wir hier auf unsere Füße angewiesen sind und, wenn auch die Insel klein ist, dieser Umstand uns in der Summe viel Zeit und auch viele Motive kosten wird.
Ebbe auf Canna
Auf dem Weg zum Leuchtturm kommen wir an vielen alten verlassenen Häusern vorbei, in denen es sich jetzt die Scharfe gemütlich machen. 
Sie durchziehen Canna wie Adern: Uralte Steinwälle
Schottische Idylle
Nach gut zwei Stunden erreichen wir den Leuchtturm und machen unsere Bilder. Allerdings zeigt das Licht sich nicht gerade von der schönsten Seite und so ist die Kamera nach einigen 360°-Panoramaaufnahmen wieder verstaut. So schnell geht es mit den Aufnahmen auch nur, weil ich eine nivellierbare Mittelsäule für mein Stativ mitgenommen habe. Damit ist die Kamera samt Panoramakopf in Sekunden ausgerichtet und ich muss nicht den Stativkopf über die Stativbeinlänge in die Waage bringen. Das ist eine Erleichterung und ein Muss für den Panoramafotografen in unwegsamem Gelände.
Der kleine Leuchtturm von Canna im Panorama
Beim Fotografieren von Panoramen muss man recht genau arbeiten. Sonst rächt es sich später bei der Arbeit am Rechner.
Im Hintergrund die Insel Rum
 
Später am Tag, nach unserer Rückkehr vom Leuchtturm, lernen wir Sheila und John kennen – zwei typische, lustige Briten, die das recht noble Guesthouse Tighard betreiben. John gibt uns eine Führung durch das alte Haus und wir dürfen dabei fotografieren. Er zeigt uns alte Fotos und wir können das Geschehen mit dem Weitwinkel festhalten. Jochen und ich wechseln uns automatisch damit ab: Einer beteiligt sich am Gespräch und der andere fotografiert. Auf diese Weise hat John immer einen Ansprechpartner und verliert nicht die Lust am Erzählen. So ganz nebenbei erfahren wir von John, dass es im Haus spukt und er schon viele Geister gesehen hat. Jochen und ich lachen und machen Witze, aber John verzieht keine Miene: Er meint es ernst mit den Geistern und uns wird etwas mulmig im Bauch.
Wald gibt es nur sehr wenig auf Canna. Das Tighard liegt mitten drin.

Das Tighhard liegt sehr idyllisch am Berghang. Im Garten wächst jede Menge wilder Knoblauch. Natürlich bekamen auch wir die köstliche Knoblauch-Suppe angeboten. Nur gut, dass unsere Frauen nicht in er Nähe waren.

Mit John im Gespräch. Was für ein Ausblick vom Schreibtisch aus.
Entspannung ist hier garantiert

Nächtigen wie die Könige im Tighard.

Ab in die Schule
Am nächsten Tag packen wir unsere Ausrüstung und laufen zur Schule. Dort angekommen werden wir und vor allem unsere Ausrüstung von den vier Schülern plus einem Austauschschüler erst einmal genau unter die Lupe genommen. Wir beantworten zahlreiche Fragen über uns, Deutschland und die Fotografie – soweit unser Englisch das zulässt. Dann bauen wir unser kleines mobiles Fotostudio auf. Ich hatte hierzu eine kompakte Flash2Softbox, eine mobile Softbox für Aufsteckblitze, mitgenommen. Nach ein paar Testfotos mit neugierigen Kindern im Hintergrund steht der Lichtaufbau und wir legen los. Die Bilder sollen echt werden und die Schüler in ihrem Umfeld zeigen. Deshalb wählen wir den Klassenraum als Kulisse und nutzen die volle Tafel als Hintergrund. Die Aktion kommt bei den Kindern gut an, denn fast nach jedem Klick auf den Auslöser müssen wir das Ergebnis auf dem Display präsentieren. So ist es allerdings auch kein Problem, die Kinder bei Laune zu halten. Der Vormittag ist schnell vorbei, die Kinder und die Lehrerin fotografiert und wir freuen uns über gute Motive. Spätestens wenn die Kinder nachmittags ihren Eltern erzählen, dass sie fotografiert worden sind, sollten alle wissen, dass zwei Fotografen auf der Insel sind und was genau ihr Vorhaben dort ist.
Die Aufgabe in der Schule hat uns viel Freude bereitet und voller Tatendrang verabschieden wir uns von den Kindern. Wir haben noch einen Fototermin bei Geoff unserem Hauptansprechpartner auf der Insel. Er möchte Familienbilder haben. Wir erfüllen ihm diesen Wunsch gerne und locken die ganze Bande nach draußen vor das rote Holzhaus. Wir lassen die quirlige Familie agieren und fotografieren das Geschehen relativ unbeeinflusst. Dabei entstehen sehr ungezwungene und lebendige Familienbilder, mit denen wir der Familie einen großen Gefallen tun.
Spät nachmittags, zurück im Caravan, bearbeiten wir die jeweiligen Bilder an unseren Notebooks und brennen sie für die morgige Übergabe auf eine der mitgebrachten DVDs.
Die kleine Schule auf Canna
Der Klassenraum für die Kids.
Im Gespräch mit der Lehrerin erfahren wir anschließend viele interessante Geschichten über die Schule und das Leben auf Canna.

Der grünste Pausenhof, den ich kenne.

Ende Teil 2
Zu unserer Kuh komme ich doch erst in Teil 3. Zudem berichte ich dann von Langzeitbelichtugen und Blitzexperimenten. 
Hallo Christian,
ich habe eben diesen Bolg mit deinen schönen Reiseschreibungen von der Isle of Canna entdeckt. Macht Spaß von euren Erlebnissen zu lesen und ich freue mich schon auf den dritten Teil.
Ich finde es schön, wenn Urlaub nicht immer so ganz planbar ist, ein bisschen Ungewissheit dazu kommt und Zufälle die weitere Reise bestimmen.
Es ist doch fantastisch, wie man an den einsamsten Orten der Welt immer wieder auf die nettesten Menschen trifft.
Liebe Grüße aus dem Pott
Administrator
Hallo Jochen,

aktuell ist das leider noch nicht möglich. Aber es kann sehr gut sein, dass wir das noch nachrüsten.