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Die Hunte – Eine Flussreise

02. Juni 2023 - Christian Beck
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Naturfotografie. Flüsse stellen eine ei­gene Kategorie innerhalb von Landschaften dar. In unserer Serie Flussporträts berichten drei Fotografen, die jeweils einem Fluss in ihrer Heimatregion gefolgt sind, wie sie die besonderen Herausforderungen ihres Themas gelöst haben. Den Auftakt macht Willi Rolfes. Er beschäftigte sich über mehrere Jahre mit der Hunte, dem zweitlängsten Nebenfluss der Weser.

Für seinen aktuellen Bildband über die ­Hunte folgte Willi Rolfes dem Fluss von der Quelle bis zur Mündung. Im Gespräch mit ­fotoforum-Chefredakteur Martin Breutmann erzählt der Naturfotograf, wie er sein Projekt anging.

Ein Fluss verändert sein Gesicht: Die Quelle der Hunte liegt im Wiehengebirge.
Bis zum Huntesperrwerk bei Elsfleth, wo die Hunte in die Weser mündet, verändert sie immer wieder ihre Erscheinungsformen.
Die Jahreszeiten kleiden den Fluss zudem beständig neu.

Was macht für dich das Besondere bei der Fotografie einer Flusslandschaft aus?
Bei der Wahl eines fotografischen Themas ist es essenziell, einen roten Faden zu entwickeln. Der ist bei einem Fluss vorgegeben. Ich habe mich für den Lauf des Flusses flussabwärts von der Quelle im Wiehengebirge bis zur Mündung in die Weser bei Elsfleth entschieden. Flüsse sind aber auch Lebensadern der Landschaft. Denn Wasser ist Leben. Und so grenzen überall andere Lebensräume an den Fluss und bringen im Zusammenspiel etwas Besonderes hervor. 
Bei der Hunte sind das fast alle große Lebensraumtypen Norddeutschlands: das Mittelgebirge, die Moore, die Geest und die Marsch. Überall hat die Hunte ein anderes Gesicht. Diesen Wechsel finde ich spannend. An den Flüssen sind oft auch die ersten Siedlungsstätten der Menschen entstanden. Flüsse gliedern die Landschaft und günstige Furten prägten Handelswege, die bis heute Geltung haben. Insofern ist es sehr wichtig, auch kulturhistorisch zu schauen, was am Fluss passiert ist, denn so lange wir Menschen an Flüssen leben, haben wir sie verändert.

 
Willi Rolfes zählt zu den renom­miertesten Naturfotografen in Deutschland. Seine Motive findet er vor allem in seiner Heimat rund um ­Vechta. Eine Vielzahl von Bildbänden spiegelt seine naturfotografische Arbeit wider. Dem Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturfotografen (GDT) ist es ein Anliegen, mit seinen Arbeiten einen aufklärenden und Verständnis weckenden Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. 
 

 
Wie gehst du bei der Recherche für solch ein Langzeitprojekt vor?
Da der Lauf des Flusses gleichsam die Richtung des Projektes vorgab, habe ich den Fluss ist sechs naturräumliche Abschnitte gegliedert. Sie sollten die Kapitel des Buches bilden und vom Umfang her nahezu gleichwertig behandelt werden. Diese Struktur war hilfreich für mich, um im Laufe des Projektes zu sehen, ob ich meine Energie richtig einteile. Dann habe mir sämtliche Literatur beschafft und studiert. Dazu gehörte es auch, mit den Naturschutz- und Tourismusverbänden, den Fischereivereinen, dem Museum Natur und Mensch sowie mit einzelnen Persönlichkeiten Kontakt aufzubauen und den Austausch zu pflegen. Dann verschaffte ich mir einen ersten visuellen Überblick, indem ich mir die 190 Flusskilometer auf Google Maps erschloss. Dabei fielen mir Altarme, geologische Besonderheiten, Bauwerke und Begleitbiotope auf – Orte, die ich danach aufsuchte. 

Die Hunte durchfließt von Südosten den Dümmer See …

… der als Flachwassersee breite Schilfzonen ausbildet.
In Oldenburg bestimmt der Fluss als Mühlenhunte den Schlossgarten. 
Eingedeicht fließt die Hunte durch die Marsch in Richtung Weser.

Wie hast du dir den Fluss erschlossen?
Ich bin davon überzeugt, dass die Zeit, die man draußen verbringt, durch nichts zu ersetzen ist. Darum habe ich möglichst viel Zeit am Fluss verbracht. Ich habe ihn erwandert und bin ihn mit dem Fahrrad abgefahren. Mit dem Kanu erschloss ich mir viele Abschnitte vom Wasser her. Für ein Flussporträt sind Drohnenbilder unverzichtbar und nicht zuletzt bin ich ins Wasser abgetaucht, um Meerforellen und Lachse zu fotografieren. Für das Fotografieren von Tieren waren viele Ansitze im Tarnzelt nötig. Manche Bilder reifen langsam bei mir. Daher neige ich dazu, Motive immer wieder aufzunehmen. Auch finde ich es ratsam, Landschaften im Wandel der Jahreszeiten zu betrachten und so ihren besonderen Charakter herauszuarbeiten.


Das vollständige Interview finden Sie im fotoforum 3/2023.


Das ganze Projet finden Sie im Buch "Hunte eine Flussreise".


Die Ausstellung

Begleitend zum Buch „Hunte – Eine Flussreise“ gibt es auch eine Fotoausstellung mit den Naturfotografien von Willi Rolfes. Die die großformatigen Bilder wurden erstmal im Sommer 2023 vom Verein Haus der Fotografie, Verein zur Förderung der Fotografie in Oldenburg e. V. in der Alten Maschinenhalle am Oldenburger Pferdemarkt gezeigt.
www.hausderfotografie-oldenburg.de