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Fuji schließt die Systemlücke

27. Januar 2014 - Julian Weber
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Erst seit knapp zwei Jahren mischt Fuji im Markt der Systemkameras mit. Die jetzt eingeführte X-T1 schließt eine Lücke, die mich in Fujis Kamerasortiment seit dem Start in den Markt der spiegellosen Systemkameras stört: Fujis Systemkameras sind überragend in Bildqualität und Verarbeitung, die Bedienung schien mir aber immer etwas fummelig. Design und damit auch die Handhabung orientierten sich an klassisch schlanken analogen Kameramodellen. Nirgendwo ein Handgriff, der Sucher - inspiriert vom klassischen Messsucher - an der linken Schulter.
Gut eine Woche vor der offiziellen Ankündigung durften wir die Kamera für eine knappe Stunde einem ersten Test unterziehen. In Fujis Produktportfolio sortiert sich die X-T1 unter der X-Pro1 ein, bietet dabei allerdings ein ähnliches Innenleben wie die  X-E2.
Fuji setzt bei der XT1 auf Einstellräder.
Einstellräder noch und nöcher, die X-T1 bietet viele Einstellungen direkt über entsprechende Wahlräder an, meist funktioniert die Bedienung ohne Probleme.

Ihr Design ähnelt Sonys Alpha 7, gepaart mit den manuellen Einstellrädern von Nikons Df. Die Verarbeitungsqualität des Magnesiumbodys ist sehr gut, die - ebenfalls aus Aluminium gefrästen - zwei Einstellräder sind arretiert, man benötigt also zwei Finger, um sie zu bedienen. Das funktioniert zwar ohne Probleme und größeren Kraftaufwand, führt aber dazu, dass für Einstellungsänderungen die Kamera im schlimmsten Fall vom Auge genommen werden muss. Das stört beim Fotografieren merklich und fiel uns auch schon bei Nikons Df negativ auf.
Separate Wahlräder ermöglichen schnelles Wechseln von Aufnahmemodi und Belichtungsmessung.

Eine Neuerung: Die Einstellräder sind doppelt gelagert. Über die übliche Bedienung lassen sich ISO, Belichtung und Belichtungskorrektur einstellen, über zwei weitere Hebel lassen sich etwas weiter unten die Aufnahmemodi und die Belichtungsmessung einstellen. Durch solch durchdachte Details schafft es Fuji der Kamera einen ganz eigenen Charakter zu verpassen - und bringt nicht einfach nur eine weitere auf Retro getrimmte Kamera auf den Markt.

Das Highlight der Kamera ist der elektronische Sucher. Von Fuji großspurig als "Echtzeit-Sucher" beworben, kann das kleine Display dieses Versprechen tatsächlich halten. Auch bei schlechteren Lichtbedingungen (bewölkter Tag, Innenraum) hält der Sucher Schärfe und Bildfrequenz hoch - bisherige Modelle, sei es von Fuji oder der Konkurrenz, schafften es kaum das Gefühl eines optischen Suchers nachzubilden. Die X-T1 kommt dem optischen Sucher nah, bietet jedoch die Vorteile von digitalen Einblendungen des EVF.EVF der XT1
Der Elektronische Sucher (EVF: Electronic Viewfinder) der X-T1 überzeugt.

Die X-T1 bietet die üblichen Spielereien, um auch im manuellen Modus fokussieren zu können. Die Fokussierhilfen (Focus-Peaking und ein digitales Schnittbild) werden jedoch nicht auf das gesamte Sucherbild angewandt, im entsprechenden Modus wird das angezeigte Bild verkleinert und daneben ein 100-%-Ausschnitt angezeigt, der fürs Scharfstellen genutzt wird. Das ist in den ersten Minuten gewöhnungsbedürftig, fühlt sich dann aber gut an, schließlich flackert nicht mehr das ganze Bild vor dem Auge, sondern nur noch der für die Schärfe relevante Teil.

Die Bildqualität ist auf den ersten Augenschein gut bis sehr gut, eine endgültige Einschätzung, ebenso wie weitere Einschätzungen der Kamera lassen sich jedoch erst nach ausführlicheren Tests abgeben.
Die Bildqualität der Kamera ist auf den ersten Blick gut bis sehr gut.

Im ersten Kurztest konnte die Fuji mit ihrem grandiosen elektronischen Sucher punkten, dank DSLR-Format ist das Handling deutlich angenehmer als bei vorherigen Modellen. Und das gilt auch, wenn die Kamera mit großen Optiken ausgestattet ist. Der wetterbeständige Body in Kombination mit wetterfesten Objektiven ließe Olympus OMD E-M1 als direkten Konkurrenten der XT-1 erscheinen, mit seinem immer größeren Objektiv-Angebot greift Fuji jedoch eher den DSLR-Markt für ambitionierte Fotografen an, als sich dem Vergleich mit spiegellosen Systemkameras zu stellen.

Die technischen Spezifikationen der Kamera in Kürze:
• 16 Megapixel X-Trans CMOS II Bildsensor
• EXR II Bildprozessor
• Wetterbeständiger Kamerabody, spritzwassergeschützt und frostfest bis -10° (Wetterfeste Objektive werden ab April 2014 zur Verfügung stehen)
• Klappbares LCD
• ISO 200-6400 (Standard) und 100-51200 (Erweitert)
• 2,36 Millionen Pixel OLED EVF (0,77x Vergrößerung bei 100% Bildabdeckung, mit der Möglichkeit ein digitales Schnittbild oder Focus Peaking in einem 100% Ausschnitt des Bildes anzuzeigen)
• Steuerräder für ISO, Belichtungszeit, Belichtungskorrektur, Aufnahmemodi und Belichtungsmessung
• 8 B/s Serienaufnahme mit Nachführautofokus (3 B/s im Live-View)
• Sync-Buchse für Studio-Blitze

UVP (vorläufig): 1.199,- Euro (nur Body), 1.599,- Euro (im Kit mit XF 18-55 mm, nicht wetterbeständig). Erhältlich im Handel ab März 2014.
Wetterbeständige Objektive (2,8/16-55 mm, 3,5-5,6/18-135 mm und 2,8/50-140 mm) werden im Laufe des Jahres vorgestellt. Als nächstes Objektiv im Kit wird das 3,5-5,6/18-135 mm in den Handel kommen. Einen Preis nannte Fuji für diese Kombination noch nicht.

Als weiteres "Profi-Zubehör" stellte Fuji einen Batteriegriff vor, der mit den üblichen zusätzlichen Kontrollknöpfen für Hochformataufnahmen daherkommt und einen zusätzlichen Akku fasst.