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Hochzeitsfotografie: Vom Gruppenbild bis zur Bildübergabe
4Das Gruppenbild
Keine Hochzeit ohne Gruppenbild. Hier zeigt sich, in welchem Fotografen ein wahrer Entertainer steckt. Eine Gruppe von 50 bis 150 Leuten auf einem Bild zu versammeln und diese dann auch noch gut aussehen zu lassen, ist nicht einfach.
Ein Problem ist immer wieder der Ort für diese Bilder. Eine Treppe oder ein kleiner Hang bieten sich an. Manchmal genügt auch schon eine Mauer, auf die man einige Leute klettern lassen kann. Und kann man die Gesellschaft nicht entsprechend positionieren, sollte man als Fotograf in die Höhe gehen. Ein Stuhl könnte schon reichen, besser ist immer eine kleine Leiter, eine Treppe in der Nähe, ein Fenster aus einem Hotel oder der Frontlader eines Treckers (kam bei mir auch schon vor).
Hat man etwas Vergleichbares in der Nähe, sollte man sich ein paar Ansprechpartner in der Gesellschaft suchen, die helfen, die Leute an die besagte Stelle zu lotsen. Dann passiert immer das selbe: Die Menge stellt sich weit verstreut auf und will partout nicht zusammenrücken. Jetzt sind sofort laute und deutliche Anweisungen des Fotografen erforderlich. Problematisch wird es meist, wenn wichtige Gäste noch fehlen, obwohl die Gruppe schon bereit für das Foto ist. Dann gilt es, die Gesellschaft bei Laune zu halten, damit sie nicht direkt wieder zur Theke stürmt. Ich habe aus diesem Grund auf einer waschechten kölschen Hochzeit schon mal ein gemeinsames Lied angestimmt. Und es hat funktioniert …
Steht die Gruppe schließlich perfekt, sollte man erst die Standardbilder machen. Danach kann man kreativ werden und der Gruppe Kommandos zurufen. Wenn die Gruppe dann etwas lockerer ist, kann man sie mit dem Einbeinstativ, einem Fernauslöser und einem Weitwinkel auch aus gut drei Metern Höhe fotografieren. Für eine gute Stimmung sorgt auch hier wieder, wenn das Paar sich küssen muss. Die Gruppe feuert daraufhin fast immer automatisch das Paar an und lustige Bilder entstehen unweigerlich. Man kann auch die Gruppe im Sprung fotografieren, von hinten oder mit dem Fisheye von unten. Alles ist möglich und auch fast alles wird mitgemacht, wenn es zu der Gesellschaft passt und es deutlich angesagt wird.
Die ganze Prozedur sollte schnell gehen, da nach acht bis zehn Minuten die Gruppe nicht mehr unbedingt das macht, was wir Fotografen möchten. Hinzu kommt, dass diese Bilder häufig direkt vor dem Abendessen entstehen und den Gästen der Magen knurrt. Manchmal bietet es sich allerdings auch an, die Gesellschaft direkt nach der Kirche zu versammeln und zu fotografieren. Das ist immer sehr individuell und muss für jeden Fall einzeln entschieden werden.
Das Essen, die Feier
Mit dem Essen kehrt erst einmal etwas Ruhe ein, allerdings nicht unbedingt für den Fotografen. Klassischerweise werden Reden gehalten, die man festhalten sollte. Auch das Buffet oder das Menü sollte fotografiert werden. Hier kann man gut verspielt zu Werke gehen. Die Salatplatte muss nicht gerade fotografiert werden, die Bilder wirken häufig frischer und dynamischer, wenn man mit der Perspektive spielt. Essen die Gäste, essen meistens auch wir, da wir beim Essen eigentlich nicht fotografieren. Allerdings liegt die Kamera griffbereit, weil es immer wieder kleine Unterbrechungen oder Show-Einlagen gibt, die fotografisch festgehalten werden sollten. Hat man Zeit und Raum, kann man hier mit entfesselten Blitzen experimentieren, die man im Raum verteilt. Mit deren Gegenlicht lassen sich interessante Effekte erzielen. Wichtig ist allerdings, dass man das Umgebungslicht im Auge behält und es für die Fotos mit einbezieht.
Gleiches gilt für die Party- und Tanzfotos. Hier kann man zudem gut mit einer längeren Belichtungszeit experimentieren, um die Bilder dynamischer wirken zu lassen. Die ISOs sollte man trotz Biltz dann ruhig hochschrauben, um noch etwas vom bunten Partylicht mitzubekommen.
Auf sich achten :)
Eine Hochzeit ist für einen Fotografen purer Stress und auch durchaus körperlich anstrengend. Damit die Sache trotzdem Spaß macht, sollte man viel trinken, bequeme Schuhe tragen und sich hin und wieder auch einmal hinsetzen. Man kann einfach nicht 10 Stunden lang durchfotografieren! Natürlich sollte man den Zeitpunkt dafür gut wählen.
Erst wenn ich nach dem Job wieder im Auto sitze, merke ich oft, wie sehr die Finger und Augen vom ganzen Knipsen verkrampft sind. Ich muss dann regelmäßig erst einmal Gesichts- und Fingergymnastik machen …
Eine Hochzeit ist für einen Fotografen purer Stress und auch durchaus körperlich anstrengend. Damit die Sache trotzdem Spaß macht, sollte man viel trinken, bequeme Schuhe tragen und sich hin und wieder auch einmal hinsetzen. Man kann einfach nicht 10 Stunden lang durchfotografieren! Natürlich sollte man den Zeitpunkt dafür gut wählen.
Erst wenn ich nach dem Job wieder im Auto sitze, merke ich oft, wie sehr die Finger und Augen vom ganzen Knipsen verkrampft sind. Ich muss dann regelmäßig erst einmal Gesichts- und Fingergymnastik machen …
Die produzierten Daten
Durchschnittlich produziere ich sicherlich gut 2.000 Bilder pro Hochzeit und am Tag nach der Hochzeit beginnt die zweite wichtige Phase – die Auswertung: Ich importiere die Fotos in Lightroom und sichern sie parallel auf einer externen Festplatte. Danach geht es ans Aussortieren – eine Aufgabe, die schnell 4 Stunden in Anspruch nehmen kann. Zur Unterstützung sollte man sich ein gutes System überlegen. Lightroom bietet dazu viele Möglichkeiten. Man kann Sammlungen erstellen, aber auch mit Stern- und Farbmarkierungen arbeiten. Ich habe mir ein System aus Farben und Sternen angeeignet und fahre seit Jahren ganz gut damit. Ich bearbeite meine Bilder fast ausschließlich mit Lightroom und ausgesprochen hilfreich ist dabei die Funktion der virtuellen Kopien. Auch das automatische Synchronisieren spart enorm viel Zeit.
Die Bearbeitung ist alles andere als ein Hexenwerk: In der regel erhöhe ich die Belichtung, bringe Kontrast und Dynamik ins Bild, senke die Lichter, erhöhe die Tiefen, wähle einen warmen Weißabgleich und konzentriere mit einer leichten Vignette den Blick. Das alles habe ich natürlich in einer Vorgabe gespeichert und wende diese bereits beim Import auf meine Bilder an. Sprich: LR bearbeitet meine Bilder schon ganz von selbst. Natürlich muss ich trotzdem noch jedes Bild anfassen. Die Belichtung feinjustieren und den Ausschnitt bestimmen. Aber ich muss nicht mehr jeden Regler anfassen und spare dadurch enorm viel Zeit.
Sind an einzelnen Bildern weitere Bearbeitungen nötig, kommt Photoshop zum Einsatz. Das kommt aber nur sehr selten vor. Die Bearbeitungsphase der Bilder und der anschließende Export können gut 6 Stunden dauern.
Ich biete keine Pakete mit vordefinierter Anzahl der Bilder an. Das wäre mir auch viel zu kompliziert! Ich gebe immer alle Bilder weiter, die ich für gelungen halte. Zusätzlich gebe ich dem Brautpaar die wichtigsten Bilder auch noch als SW-Variante mit. Schlussendlich sind es so selten unter 1.000 Bilder, die ich dem Paar übergebe. Und ich hatte noch nie eine Beschwerde, dass das Paar zu viele Bilder erhielt …
Ich biete keine Pakete mit vordefinierter Anzahl der Bilder an. Das wäre mir auch viel zu kompliziert! Ich gebe immer alle Bilder weiter, die ich für gelungen halte. Zusätzlich gebe ich dem Brautpaar die wichtigsten Bilder auch noch als SW-Variante mit. Schlussendlich sind es so selten unter 1.000 Bilder, die ich dem Paar übergebe. Und ich hatte noch nie eine Beschwerde, dass das Paar zu viele Bilder erhielt …
Übergabe
Am Ende bekommt das Brautpaar von von mir die Bilder auf einem USB-Stick überreicht. Zusätzlich lege ich einige Ausdrucke dazu, damit das Paar direkt „echte Bilder“ in den Händen halten kann. Natürlich sollte das ganz auch ordentlich verpackt werden. Hierzu gibt es im Papierhandel schöne Boxen. Die Übergabe kann gerne in einer gemütlichen Runde stattfinden, so kann man mit dem Brautpaar noch einmal die Arbeit reflektieren. Während des Abschlussgesprächs merken wir immer wieder, dass wir oft mehr waren als nur „der Fotograf“. Oft tauscht man noch lange die Geschichten der Hochzeit aus und plaudert über die Eindrücke eines ganz besonderen Tages im Leben.
27.08.15 | 21:07
Hallo Christian,
mit großem Interesse habe Deine drei Beiträge zur Hochzeitsfotografie gelesen und festgestellt, wie gut, dass ich mich damit beschäftige. Die Hochzeit, bei der man gerne die Fotos von mir hätte, ist zwar erst Mitte 2016, aber als ich davon erfuhr, dachte ich mir gleich: Oh Mann, mach Dich schlau, das wird nicht einfach und muss klappen. Ich habe einiges gelernt, wovon ich hoffe, auch was umsetzen zu können.
Vielen Dank und beste Grüße
Armin
mit großem Interesse habe Deine drei Beiträge zur Hochzeitsfotografie gelesen und festgestellt, wie gut, dass ich mich damit beschäftige. Die Hochzeit, bei der man gerne die Fotos von mir hätte, ist zwar erst Mitte 2016, aber als ich davon erfuhr, dachte ich mir gleich: Oh Mann, mach Dich schlau, das wird nicht einfach und muss klappen. Ich habe einiges gelernt, wovon ich hoffe, auch was umsetzen zu können.
Vielen Dank und beste Grüße
Armin
31.08.15 | 12:02
Nachtrag:
# 1:
Es gibt bei Hochzeiten diesen sehr komischen Brauch des Autokorsos. Sollte Euer Brautpaar so etwas planen, ratet ihnen umbedingt davon ab!! Diese Korsos sind absolut gefährlich. Ich saß schon in Autos, die stumpf bei Rot über die Ampel fuhren, damit man den Anschluss nicht verliert. Das geht natürlich gar nicht. Dann saß ich einmal mit einem Brautpaar über eine Stunde an einer Tankstelle an einer Schnellstraße fest, damit sich alle Autos dort sammeln konnten. Das war natürlich Zeit, die am Ende fehlte.
#2:
Fragt das Paar, ob es einen Kuss in der Kirche geben wird. Denn den Spruch "Sie dürfen die Braut jetzt küssen." gibt es nur im Fernsehen und fast nie im eigentlichen Leben. Deshalb muss das Paar den Kuss fast immer "heimlich" machen. Und je nach Konfession muss das wirklich heimlich sein. Meine Erfahrung zeigt mir, dass es bei evangelischen Trauungen häufig strenger zugeht als bei katholischen.
Viele Grüße,
Christian
# 1:
Es gibt bei Hochzeiten diesen sehr komischen Brauch des Autokorsos. Sollte Euer Brautpaar so etwas planen, ratet ihnen umbedingt davon ab!! Diese Korsos sind absolut gefährlich. Ich saß schon in Autos, die stumpf bei Rot über die Ampel fuhren, damit man den Anschluss nicht verliert. Das geht natürlich gar nicht. Dann saß ich einmal mit einem Brautpaar über eine Stunde an einer Tankstelle an einer Schnellstraße fest, damit sich alle Autos dort sammeln konnten. Das war natürlich Zeit, die am Ende fehlte.
#2:
Fragt das Paar, ob es einen Kuss in der Kirche geben wird. Denn den Spruch "Sie dürfen die Braut jetzt küssen." gibt es nur im Fernsehen und fast nie im eigentlichen Leben. Deshalb muss das Paar den Kuss fast immer "heimlich" machen. Und je nach Konfession muss das wirklich heimlich sein. Meine Erfahrung zeigt mir, dass es bei evangelischen Trauungen häufig strenger zugeht als bei katholischen.
Viele Grüße,
Christian
11.10.15 | 21:59
Super schön! Habe ähnliche Bilder auch auf der Webseite von dieser Fotografin Zürich gesehen http://iphotographer.ch . Diese Fotografin und Hochzeitsfotografin, die ihr Fotostudio Zürich hat, arbeitet auch ganz viel mit Farben usw.
Echt vielen Dank für die Tipps auch mit Party Fotos, richtig interessant.
LG, fotografin_love
Echt vielen Dank für die Tipps auch mit Party Fotos, richtig interessant.
LG, fotografin_love
24.08.17 | 14:04
ach wie schön, genau so mache ich es auch.
Sven von www.fotos-eurer-hochzeit.de
Sven von www.fotos-eurer-hochzeit.de
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