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KI und die Fotografie

17. Februar 2023 - katja Kemnitz
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Das Können von Künstlicher Intelligenz ist aktuell ein großes Thema in der Fotografie und so mancher Fotograf macht sich bereits Sorgen um seine Zukunft. Katja Kemnitz beleuchtet das Thema für uns und führte sogar ein Interview mit einer KI.

Künstliche Intelligenz – vor wenigen Jahren war das Wort für die meisten Menschen nur eine spannende Idee in Science-Fiction-Filmen. KI hat es sich in Filmen wie Terminator oder Matrix zur Aufgabe gemacht, die Menschheit auszulöschen oder wollte sie in anderen vor sich selbst retten, wie der kleine Roboter in Disneys Wall-E. So unterschiedlich die Ziele dieser Film-KIs sind, so haben sie auch Gemeinsamkeiten: Sie dienen als spannende Metaphern, werfen ethische Fragen auf und sie haben nur wenig mit echter KI zu tun.
KI hält schon viel länger Einzug in unseren Alltag, als vielen bewusst ist. Und sie ist nicht mehr wegzudenken, auch nicht in der Fotografie.
Möchte man nichts damit zu tun haben, muss man zurück zur rein analogen Fotografie gehen und darf den Computer nicht einschalten. In der digitalen Fotografie ist KI heute bei jedem Arbeitsschritt dabei. Ob beim Fotografieren selbst, wenn wir Funktionen wie Fokus-Tracking nutzen, über die Bildbearbeitung, wenn wir einzelne Bildinhalte ersetzen, ja sogar anschließend bei der Kata­logisierung all unserer Bilder.

Überall spielt KI eine Rolle. Wie mühsam es noch vor wenigen Jahren war, einzelne Bildinhalte freizustellen! Moderne Bildbearbeitungsprogramme erkennen, wo der Himmel ist, wo eine Person steht, ja sogar, wie viele Personen auf einem Bild zu sehen sind. Sie können diese verschiedenen Inhalte unterscheiden und sie mit einem Klick freistellen.

Kurz: Sie machen unsere Arbeit leichter und schneller. Aber hilft uns KI nur, oder ersetzt sie vielleicht bald schon unsere Arbeit? Braucht man in Zukunft noch Fotografen? 
Echt oder nicht? Das Bild wurde mit der KI Midjourney mit den Begriffen „Vintage camera, on a table“ generiert.

Die KI als Fotograf
Mit sogenannten Text-zu-Bild-Generatoren lassen sich künstliche Bilder generieren. Gebe ich bei einem dieser KI-Programme „Vintage-Kamera auf einem Tisch“ ein, dauert es nur wenige Sekunden und ich bekomme ein entsprechendes Bild geliefert. Da liegt die Frage nahe: Warum sollte beispielsweise eine Werbefirma noch Fotos kaufen, wenn man sie sich einfach in kürzester Zeit generieren lassen kann? 
 
Bekannte Text-zu-Bild-Generatoren heißen DALL-E 2, Stable Diffusion und Midjourney. Ein Grund, warum Werbe- und Stockfotografen trotz ihnen Arbeit haben, ist, dass die generierten Bilder noch nicht perfekt sind. Noch! Kleine Details sind beim genauen Hinsehen nicht stimmig. Meine Vintage-Kamera hat einige krumme Linien, die man mit Augenzwinkern dem scheinbaren Alter der Kamera andichten könnte. Aber spätestens beim Blick auf die Verbindung zwischen Objektiv und Kamera wird klar, dass hier etwas nicht stimmt. 


Versucht man komplexere Bilder zu erzeugen, werden die Fehler noch auffälliger. Und besonders schwierig scheinen Menschen für die KI zu sein. Aber je mehr Zeit und Trainingsdaten eine KI zum Lernen hat, desto besser wird sie. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie schneller und kostengünstiger Bilder generiert, für die jetzt noch Fotografen engagiert werden.

Davon ist auch Robert Kneschke überzeugt. Er verkauft seit über 17 Jahren hauptberuflich Stockbilder. Für ihn ist die KI aber kein Feind, sondern nur ein Werkzeug, das er sich zu nutze macht. Er arbeitet bereits selbst erfolgreich mit Text-zu-Bild-Generatoren und sieht hier die Zukunft für seine Firma. Der KI die richtigen Befehle geben, auf dem neuesten Stand der Entwicklung bleiben und Bildstrategien zu entwickeln, ist nun ein wichtiger Bestandteil seines Jobs. Dafür hat er seltener die Kamera in der Hand.

 
Mensch und KI im Vergleich: Welche Sonnenblume ist von einem Menschen mit einer Kamera, welche von einer KI ohne Kamera gemacht? Man muss schon genau hinschauen, um beim oberen Bild die kleinen Unstimmigkeiten im Hintergrund und in der Blüte zu erkennen.
 

Das kann man alles traurig finden, aber ändern wird es nichts. Beschäftigt man sich näher mit den neuen Möglichkeiten und der rasenden Entwicklung, die scheinbar wöchentlich neue Rekorde bricht, wird klar, dass die Fotografie sich stark verändert. Der Bildermarkt, aber auch die Fotografie als Kunst wird sich verändern. Mindestens ähnlich stark, wie mit der Entwicklung der Digitalkamera. Vielleicht auch stärker.

Ich kann mir vorstellen, dass die Fotografie als Beruf weniger relevant wird, aber dafür als Kunstform mehr Stärke gewinnt. Dass die Grenzen zwischen Fotografie und KI-Bild verschwimmen und die KI und die Kamera als gleichwertige Werkzeuge gesehen werden, mit Hilfe derer wir unsere Kreativität und Visionen ausleben können. Und vielleicht brauchen wir auch ganz neue Definitionen. Spannend bleibt es auf jeden Fall!
Katja Kemnitz

Katja Kemnitz ging noch einen Schritt weiter und führte mit der KI Chat GPT ein Interview und fragte, wie der Einsatz von KIs die Fotografie beeinflussen wird. Das lesen Sie im fotoform-Magazin 2/2023.

Zudem bieten wir ein interessantes Webinar zum Thema KI und Fotografie mit Boris Eldagsen an: KLICK

KI bedroht nur diejenigen, die keine eigenen Ideen haben. Allen anderen erschließt sie neue Möglichkeiten und Wege.

Das Original Sonnenblume finde ich besser.
Der Mensch wird im und durch das Spiel kreativ. Insofern kann ich ein anfängliches Interesse an von humanen Intelligenz (HI) an KI abgegebene Möglichkeiten nicht verhehlen - solange HI die Kontrolle behält.

Für das engagierten Kreativ-Amateur*in ist der Weg das Ziel, so wie eine Kamera ein Grund sein kann, den Computer - das Haus zu verlassen. Es gibt hier keinen effizienzgesteuerten Grund die Kreativitätskontrolle abzugeben. Insofern sehe ich die Zukunft immer noch im humanen Kreativitätspotenzial und die nahezu authentische bildnerische Abbildung des Augenblicks ist unersetzbar. Und hier ist der subjektive menschliche Faktor der Genuß.

Anders mag es im professionellen Bereich aussehen: Die von uns trainierten Skripte könnten hier schon bald eine billige Alternative zu HI und HK sein. Wenn das Publikum das akzeptiert, bekommt es, was es verdient.

Wichtig erscheinen mir Authentizität und Ehrlichkeit der HI über (Aus)maß der externen Zuhilfenahme zu sein - ein Ehrenkodex kann erforderlich werden.

2 cents:-)