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Wahnsinn
 
Heiligendamm, 8.Mai 2007. Die Leute hätten sich inzwischen beruhigt, sagt die Kellnerin im Bahnhofsrestaurant.
Knapp vier Wochen noch bis zum G-8-Gipfel. Der weitläufige Sperrzaun ums Ostseebad steht, verankert in mächtigen Betonblöcken, gekrönt von in der Sonne glitzerndem Stacheldraht. Auch die Panzersperre ist eingelassen in die Zufahrtsstraße, bereit, bei drohender Gefahr in die Höhe zu schießen. Lauern schon die U-Boote vor der Küste? Wann werden die beiden US-Kriegsschiffe vor der Weißen Stadt am Meer kreuzen? Ach ja, sind die Satelliten in unsichtbarer Höhe, die ihre scharfen Augen auf den kleinen Ort richten sollen, für wenige Tage Anfang Juni, die knapp 100 Millionen Euro verschlingen werden, schon einsatzbereit?
50 Gefängniszellen hat das Land Mecklenburg-Vorpommern schon mal reserviert. Auch von „Sammelstellen“ ist zu lesen, die Polizei will ausdrücklich den Begriff „Gefangenenlager“ vermieden wissen. Bis zu zehn Tage Vorbeugehaft sind erlaubt.
16000 Polizisten werden im Einsatz sein, dazu 1200 Bundeswehrangehörige. Wahnsinn.
Und? Ein Strandkorbbauer konnte sich freuen über die gewaltig große Sonderanfertigung, das (damals noch Kempinski) Grand Hotel über einige Tage (endlich) steuerbezahlter Vollauslastung, Angela Merkel über die Nähe zu ihrem Freund George. Das war’s wohl. Ach nein: Laura Bush, so Meldungen im Frühjahr 2010, beklagt in einem Buch versuchte Giftanschläge  im Grandhotel. Der Chefkoch von damals äußerst sich dazu schmunzelnd per Mattscheibe: Bis zum kleinsten Salatblatt sei alles überwacht gewesen. Blödsinn also. Genau! Oder einfach nur Wahnsinn.