Die beiden "checked"-Arbeiten stehen trotz ihrer unterschiedlichen formalen Ausführung in einem direkten inhaltlichen Zusammenhang, wobei sie natürlich auch einzeln stark wirken. Sie sind Dokumente des sozialen Kontrastes unserer Zeit. Zwei Frauen in konträren Kontexten "überprüfen" sich und die Welt mittels unterschiedlicher Medien. Die Wohlhabende nutzt dazu die Lobby eines Hotels mit digitalen Mitteln, die Obdachlose überprüft ihr Äußeres in analoger Weise in einer Umgebung, die abstoßender kaum sein kann. Erstere, umringt von den Annehmlichkeiten der zivilen Gesellschaft und einer Bedienung im Hintergrund, präsentiert sich in "#1" im gepflegten Habitus und wohlwollend auf Handy und Laptop blickend. Die Szenerie - in dezenter Farbigkeit gehalten - betrachtet man gern. Bei "#2" fällt die Farbe weg und dem Betrachter aus dem Gesicht: Es ist ergreifend, wie eine verarmte Frau mit dem Blick in einen Handspiegel versucht, ihr Äußeres zu retuschieren. Sie zeigt, dass sie auch in ihrer Lage ihre Würde nicht verliert. Die Szene wird - kaum glaublich - auch noch konterkariert durch den gespiegelten Schriftzug eines Nagelstudios auf der Gegenseite der Straße.
Große, große Klasse, Lothar! Ich bin begeistert und ergriffen zugleich. Was will man von guter Fotografie mehr verlangen?
Gruß Hartmut
Es scheint wirklich kein einfaches Leben zu sein in dieser Stadt...geschlossenes Geschäft heisst auch Arbeitsloigkeit...und man kann auf der Strasse landen...das Bild zeigt eine Situation die man lieber nicht haben würde...
sehr gut aber stimmt auch nachdenklich...
Was bei mir bleibt ist tiefe Nachdenklichkeit und Sorge, dass wir bald auf dem gleichen Weg sein können.
Bilder sollen Geschichten erzählen, wer es nicht glaubt, kann sich hier überzeugen.
BG Dieter
Würdest du beide Fotos mit dem Titel "checked..." in einer Collage zusammen darstellen, sozusagen unmittelbar nebeneinander platzieren in einem gemeinsamen Rahmen, könnte der Gegensatz nicht krasser sein, den diese beiden Frauen symbolisch für die beiden Gesellschaftsschichten "oben" und "unten" ausdrücken - in der Art ihres eigenen Lebensausdrucks, der einer ist, der sie kennzeichnet. Ich habe mir beide Fotos, unter deinem Profil nebeneinander angesehen und mir sie innerhalb einer Collage vorgestellt. Schon weil beide Frauen in einer sitzenden Position von dir vorgefunden und festgehalten wurden und aufgrund der Reihenfolge deines Hochladens nun "Rücken an Rücken" - also abgewandt voneinander - sitzen, wird diese Distanz, diese gesellschaftliche, noch deutlich sichtbarer. Beide Frauen würden sich, sollten sie einander begegnen, vielleicht nicht mal beachten. Diese Frau hier aus Schamgefühl und weil ihr bewusst sein wird, dass die "feine Dame" eh nicht zu ihr schaut, was ja in dem Fall sogar ein "nach unten schauen" sein würde. Es würde zu keiner Begegnung auf Augenhöhe kommen ... in der Regel, denn Ausnahmen hat es auch schon gegeben ... Ansonsten hat es @Hartmut punktuell ausgeführt, was ich nicht wiederholen brauche, wenn auch anders formuliert, aber mit ebendiesen Gedanken. Das sehe ich gleichwohl so.
Da ist bereits alles gesagt und ausformuliert. Ein beeindruckender Kontrast zwischen #1 und #2, der nicht größer sein könnte. Dieters Sorge teile ich auch schon lange.
VG Werner
Kommentare zum Bild
Hartmut Frentz
09.08.2024Die beiden "checked"-Arbeiten stehen trotz ihrer unterschiedlichen formalen Ausführung in einem direkten inhaltlichen Zusammenhang, wobei sie natürlich auch einzeln stark wirken. Sie sind Dokumente des sozialen Kontrastes unserer Zeit. Zwei Frauen in konträren Kontexten "überprüfen" sich und die Welt mittels unterschiedlicher Medien. Die Wohlhabende nutzt dazu die Lobby eines Hotels mit digitalen Mitteln, die Obdachlose überprüft ihr Äußeres in analoger Weise in einer Umgebung, die abstoßender kaum sein kann. Erstere, umringt von den Annehmlichkeiten der zivilen Gesellschaft und einer Bedienung im Hintergrund, präsentiert sich in "#1" im gepflegten Habitus und wohlwollend auf Handy und Laptop blickend. Die Szenerie - in dezenter Farbigkeit gehalten - betrachtet man gern. Bei "#2" fällt die Farbe weg und dem Betrachter aus dem Gesicht: Es ist ergreifend, wie eine verarmte Frau mit dem Blick in einen Handspiegel versucht, ihr Äußeres zu retuschieren. Sie zeigt, dass sie auch in ihrer Lage ihre Würde nicht verliert. Die Szene wird - kaum glaublich - auch noch konterkariert durch den gespiegelten Schriftzug eines Nagelstudios auf der Gegenseite der Straße.
Große, große Klasse, Lothar! Ich bin begeistert und ergriffen zugleich. Was will man von guter Fotografie mehr verlangen?
Gruß Hartmut
brimula
09.08.2024Es scheint wirklich kein einfaches Leben zu sein in dieser Stadt...geschlossenes Geschäft heisst auch Arbeitsloigkeit...und man kann auf der Strasse landen...das Bild zeigt eine Situation die man lieber nicht haben würde...
sehr gut aber stimmt auch nachdenklich...
Gruss Brigitta
Dieter F.Grins
09.08.2024Was bei mir bleibt ist tiefe Nachdenklichkeit und Sorge, dass wir bald auf dem gleichen Weg sein können.
Bilder sollen Geschichten erzählen, wer es nicht glaubt, kann sich hier überzeugen.
BG Dieter
Brida
09.08.2024Würdest du beide Fotos mit dem Titel "checked..." in einer Collage zusammen darstellen, sozusagen unmittelbar nebeneinander platzieren in einem gemeinsamen Rahmen, könnte der Gegensatz nicht krasser sein, den diese beiden Frauen symbolisch für die beiden Gesellschaftsschichten "oben" und "unten" ausdrücken - in der Art ihres eigenen Lebensausdrucks, der einer ist, der sie kennzeichnet. Ich habe mir beide Fotos, unter deinem Profil nebeneinander angesehen und mir sie innerhalb einer Collage vorgestellt. Schon weil beide Frauen in einer sitzenden Position von dir vorgefunden und festgehalten wurden und aufgrund der Reihenfolge deines Hochladens nun "Rücken an Rücken" - also abgewandt voneinander - sitzen, wird diese Distanz, diese gesellschaftliche, noch deutlich sichtbarer. Beide Frauen würden sich, sollten sie einander begegnen, vielleicht nicht mal beachten. Diese Frau hier aus Schamgefühl und weil ihr bewusst sein wird, dass die "feine Dame" eh nicht zu ihr schaut, was ja in dem Fall sogar ein "nach unten schauen" sein würde. Es würde zu keiner Begegnung auf Augenhöhe kommen ... in der Regel, denn Ausnahmen hat es auch schon gegeben ... Ansonsten hat es @Hartmut punktuell ausgeführt, was ich nicht wiederholen brauche, wenn auch anders formuliert, aber mit ebendiesen Gedanken. Das sehe ich gleichwohl so.
Werner Schabner
10.08.2024Da ist bereits alles gesagt und ausformuliert. Ein beeindruckender Kontrast zwischen #1 und #2, der nicht größer sein könnte. Dieters Sorge teile ich auch schon lange.
VG Werner
oestrich74
12.08.2024Perfekt ist, wenn man nichts wegnehmen kann.
Hier kann ich nichts wegnehmen.
BG Michael