Ich danke Euch beiden sehr für die Anmerkungen, weil Ihr anscheinend die einzigen seid, denen das Bild überhaupt aufgefallen ist. Und ich danke Euch gerade auch deshalb, weil Eure Anmerkungen sehr kritisch sind. Ich habe keinen Workshop gemacht, sondern ein "privates" Shooting (Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung), weil mir seinerzeit schon beim ersten Anblick dieses maroden Bahnhofs die Idee gekommen ist mit einer jungen Reisenden, die auf den Zug wartet, der nicht mehr kommt. Wie Günther zu Recht bemerkt, sollte die Dame einen starken Kontrast zur maroden Umgebung darstellen, und das ist anscheinend auch gelungen.
Aber ich freue mich, wie Ihr wißt, immer gerade auch über kritische Anmerkungen. Das ist ja auch einer der Gründe, weshalb ich hier bin. Ich möchte ja auch schon mal kritische Kommentare schreiben dürfen. Genau so stelle ich mir den Austausch hier immer vor.
LG Werner
Fast alles an Kritik gesagt.Location und der Kontrast des Models geben ein gutes Motiv her,bis eben auf die gekünstelte Pose.
Vielleicht wäre auch ein Farbfoto interessant,in dem die Dame ein farblich auffallendes Kleid trägt,vor diesem tristen HG.
VG Norbert
Gelöschter Benutzer
26.10.2015
Ich habe das Bild jetzt wirklich oft und lange angesehen. Die Stimmung, die sie abstrahlt ist für mein Empfinden über das Statische, das "Luft-anhalten"-hafte hinaus sehr breit gefächert, sonst könnte es meinen Blick nicht so lange halten. Vor dem Hintergrund und auch unabhängig davon, dass du eine Reisende darstellst, die niemals reisen wird, weil kein Zug mehr kommt. Jetzt schreibe ich einfach mal hin, was die Dame bei mir an Assoziation ausgelöst hat: sie steht so still, als stünde die Zeit still, aber nicht abgestellt, nein, hohe Anspannung in sich tragend und auch Gefühle transportierend. Von unten nach oben im äusseren Erscheinungsbild wie auch von der Wirkung: vom hochhackig beschuht und bestrumpften Vamp über den Perfektionismus abstreifenden Mittelteil des Kleides, wo sich die verkrampfte (Symbol der Zwanghaftigkeit in der Ausstrahlung) Hand befindet und das nicht wirklich perfekt passende Kleid mit leichtem Faltenwurf und etwas zu halsnahem Ausschnitt (stellvertretend für den sich sehr wohl ein Stück weit schliessenden Übergang) und dann die Auflösung, ihr Gesicht mit leicht die Erwartung aufgebender Mundpartie (geschehen lassen) und dem melancholisch und doch sehnenden Blick. Für mich ein Sinnbild einer Frauenfigur, die mit all den Rollen, die sie so einnehmen kann, soll oder will sich hier in aller konträren - allein die Dunkelheit der Strümpfe und die starke Helligkeit der Arme - Ansicht zeigt.
Das ist nun meine Wahrnehmung und beschreibt für mich einen Befindlichkeitszustand, den viele Frauen kennen (Locken-Unsicherheit-Hoffen). Zu deiner Art, sie abzulichten, möchte ich sagen, dass du alles, was du bewusst inszeniert hast, die schöne Kopflichtkante an ihrem Haar, die Brillanz und den Lichtverlauf an den Beinen, das marode Szenario mit beiden Eckläufern (wieder passend zu dieser zweipoligen Geschichte), dass du das alles sehr gut eingefangen hast. Sie - das Model - hat vor dem Hintergrund der von dir beabsichtigten Thematik aus meiner Sicht alles richtig gemacht. Sie ist eine Wartende, die nicht reisen wird. Sie hält die Luft an statt juhu zu schreien, sie ist hochkonzentriert in der Körperspannung ob der Erwartung des einfahrenden Zuges ... was mich am meisten fasziniert ist ihre Fähigkeit stillzustehen, die Zeit förmlich anzuhalten und exakt dieser Moment löst in mir das Aktivieren eigener Bildbetrachtungsgeschichten aus, ohne den ich nicht hineingekommen wäre ...
Lange Rede, kurzer Sinn: ihr Beide habt euren Job mehr als gut gemacht und das Beheben der Mängel wäre interessant, denn es würde ein vollkommen anderes Bild entstehen, sicherlich nicht weniger spannend. So wie es jetzt ist, stimmt es für mich, weil es auf eine eigene Art sehr ungeschönt und ehrlich ist. Für mich eine Leistung, die ein guter Schauspieler zustande bringt, Ambivalenzen in einem Moment so auszudrücken. Das Bild hat einen langen Nachhall bei mir, Werner und das nicht nur, weil ich ein Fan deiner Arbeiten bin.
lg Beate
Kommentare zum Bild
Werner Schabner
25.10.2015Ich danke Euch beiden sehr für die Anmerkungen, weil Ihr anscheinend die einzigen seid, denen das Bild überhaupt aufgefallen ist. Und ich danke Euch gerade auch deshalb, weil Eure Anmerkungen sehr kritisch sind. Ich habe keinen Workshop gemacht, sondern ein "privates" Shooting (Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung), weil mir seinerzeit schon beim ersten Anblick dieses maroden Bahnhofs die Idee gekommen ist mit einer jungen Reisenden, die auf den Zug wartet, der nicht mehr kommt. Wie Günther zu Recht bemerkt, sollte die Dame einen starken Kontrast zur maroden Umgebung darstellen, und das ist anscheinend auch gelungen.
Aber ich freue mich, wie Ihr wißt, immer gerade auch über kritische Anmerkungen. Das ist ja auch einer der Gründe, weshalb ich hier bin. Ich möchte ja auch schon mal kritische Kommentare schreiben dürfen. Genau so stelle ich mir den Austausch hier immer vor.
LG Werner
Norbert Reimann
25.10.2015Fast alles an Kritik gesagt.Location und der Kontrast des Models geben ein gutes Motiv her,bis eben auf die gekünstelte Pose.
Vielleicht wäre auch ein Farbfoto interessant,in dem die Dame ein farblich auffallendes Kleid trägt,vor diesem tristen HG.
VG Norbert
Gelöschter Benutzer
26.10.2015Ich habe das Bild jetzt wirklich oft und lange angesehen. Die Stimmung, die sie abstrahlt ist für mein Empfinden über das Statische, das "Luft-anhalten"-hafte hinaus sehr breit gefächert, sonst könnte es meinen Blick nicht so lange halten. Vor dem Hintergrund und auch unabhängig davon, dass du eine Reisende darstellst, die niemals reisen wird, weil kein Zug mehr kommt. Jetzt schreibe ich einfach mal hin, was die Dame bei mir an Assoziation ausgelöst hat: sie steht so still, als stünde die Zeit still, aber nicht abgestellt, nein, hohe Anspannung in sich tragend und auch Gefühle transportierend. Von unten nach oben im äusseren Erscheinungsbild wie auch von der Wirkung: vom hochhackig beschuht und bestrumpften Vamp über den Perfektionismus abstreifenden Mittelteil des Kleides, wo sich die verkrampfte (Symbol der Zwanghaftigkeit in der Ausstrahlung) Hand befindet und das nicht wirklich perfekt passende Kleid mit leichtem Faltenwurf und etwas zu halsnahem Ausschnitt (stellvertretend für den sich sehr wohl ein Stück weit schliessenden Übergang) und dann die Auflösung, ihr Gesicht mit leicht die Erwartung aufgebender Mundpartie (geschehen lassen) und dem melancholisch und doch sehnenden Blick. Für mich ein Sinnbild einer Frauenfigur, die mit all den Rollen, die sie so einnehmen kann, soll oder will sich hier in aller konträren - allein die Dunkelheit der Strümpfe und die starke Helligkeit der Arme - Ansicht zeigt.
Das ist nun meine Wahrnehmung und beschreibt für mich einen Befindlichkeitszustand, den viele Frauen kennen (Locken-Unsicherheit-Hoffen). Zu deiner Art, sie abzulichten, möchte ich sagen, dass du alles, was du bewusst inszeniert hast, die schöne Kopflichtkante an ihrem Haar, die Brillanz und den Lichtverlauf an den Beinen, das marode Szenario mit beiden Eckläufern (wieder passend zu dieser zweipoligen Geschichte), dass du das alles sehr gut eingefangen hast. Sie - das Model - hat vor dem Hintergrund der von dir beabsichtigten Thematik aus meiner Sicht alles richtig gemacht. Sie ist eine Wartende, die nicht reisen wird. Sie hält die Luft an statt juhu zu schreien, sie ist hochkonzentriert in der Körperspannung ob der Erwartung des einfahrenden Zuges ... was mich am meisten fasziniert ist ihre Fähigkeit stillzustehen, die Zeit förmlich anzuhalten und exakt dieser Moment löst in mir das Aktivieren eigener Bildbetrachtungsgeschichten aus, ohne den ich nicht hineingekommen wäre ...
Lange Rede, kurzer Sinn: ihr Beide habt euren Job mehr als gut gemacht und das Beheben der Mängel wäre interessant, denn es würde ein vollkommen anderes Bild entstehen, sicherlich nicht weniger spannend. So wie es jetzt ist, stimmt es für mich, weil es auf eine eigene Art sehr ungeschönt und ehrlich ist. Für mich eine Leistung, die ein guter Schauspieler zustande bringt, Ambivalenzen in einem Moment so auszudrücken. Das Bild hat einen langen Nachhall bei mir, Werner und das nicht nur, weil ich ein Fan deiner Arbeiten bin.
lg Beate