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Wald

Cor.Lin
„Dieser Wald ist tot...“


... so lautete die Überschrift auf Schildern von "hessenforst" an einem Waldstück im Taunus (Bereich Hohe Wurzel). An einer meiner hiesigen Lieblings-Waldrunde musste ich Anfang Juli das lesen. Der Borkenkäfer hat erfolgreich auch hier viel Wald vernichtet und auf den Schildern stand genau, was passieren würde - vom Ausflug der neuen Brut bis zum Abwurf der Nadeln und der Borke. Was wie eine traurige Prophezeiung klang, hat sich inzwischen erfüllt. Jetzt - 4 Wochen später - ist auch für jeden Laien sichtbar, das dort kein wirkliches "Baum-Leben" mehr vorhanden ist. Die Schilder sind nun verschwunden - in der Zwischenzeit haben andere Waldbesucher dort Kommentare hinterlassen wie "Profitgier", "Selbst schuld", etc. etc. Nun - das ist meines Erachtens zu kurz gegriffen - nach dem Weltkrieg wurde nun einmal schnell wachsendes Nutzholz als Wald angepflanzt und das Wissen über Diversität war noch nicht verbreitet.

Vor ein paar Tagen sind mein Mann und ich dort noch einmal entlang spaziert - es ist ein sehr melancholisches, trauriges Gefühl - ich bin nicht sicher, ob ich mich weiterhin so oft dort aufhalten werde - diese Trostlosigkeit kann ich gerade schwer aushalten.

Auch wenn ich einige Texte von Deutschlands bekanntesten Förster kenne und er besonders auf die unglaublich langen Zyklen von Walderneuerung eingeht und ich verstehe, dass in 100 bis 200 Jahren dort ein vollkommen neuer, großartiger Wald entstehen kann... es schenkt mir im Moment keinen Trost, dass alles Leben Veränderung bedeutet.

Zudem der hiesige Energieversorger genau dort auf dem Taunuskamm einen Windpark errichten will und gerade eine Zwischenetappe bei Gericht gewonnen hat.

Da fühle ich mich machtlos und habe das Gefühl, nicht mehr "klar" zu sehen. Womit wir wieder bei diesem Wischer sind - ich habe direkt nach der Lektüre der Schilder mich mit diesen Bäumen noch einmal wischend auseinander gesetzt... Ich wollte nicht nur das Drama dokumentarisch festhalten - sondern noch einmal die "gefühlte Schönheit" und Frische dieses Ortes in Szene setzen.

(Dieses Bild ist zwischenzeitlich beim Foren-Lockdown verloren gegangen.)

Kategorie: Landschaft
Rubrik: Wald
Hochgeladen: 15.08.2020
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Kamera: Canon PowerShot G3 X
Objektiv:
Blende: f/11
Brennweite: 50.93 mm
Belichtung: 1/4 sec
ISO: 125
Keywords: Baum, Borkenkäfer,
Veränderung, Wischer


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Kommentare zum Bild

KrysN Photographie
15.08.2020

Ein wunderbares erfrischendes und romantisches Foto ist Dir hier gelungen. Traurig der Hintergrund. ... Ich kann Deine Emotionen sehr gut nachvollziehen. Habe gestern seit längerem einen kleinen Waldspaziergang im Mischwald gemacht. Durch die extreme Trockenheit scheinen die Bäume die Äste "hängen" zu lassen. Nicht nur das es im Gegensatz zum Frühsommer erschreckend aussieht, es war auch noch totale Stille. Zunächst hörte ich kein einziges Vögelchen. Vereinzelt kamen sie dann hervor. Der kleine Bach hat im besten Fall nur noch ein paar Tümpel ... sonst total trocken! Das habe ich so auch noch nicht erlebt. ... Was kann man tun? Vielleicht ist es Dir irgendwann mal mit Deinen schönen Bildern möglich, eine kleine Ausstellung zu machen und (subtil) auf das Thema hinzuweisen ... LG Krystina

Kalmbachg
15.08.2020

Dein Bild passt sehr gut zum Text. Das Waldsterben schreitet auch hier im Schwarzwald in einem gewaltigen und erschreckenden Tempo fort.
Viele Grüße Gottfried

Wolfgang Kaeding
15.08.2020

Da zeigst Du ein gutes Foto zu unserem Wald. Alle reden davon wie wichtig Bäume sind und dass sie zur Verbesserung der Luft beitragen aber wer handelt danach.
Brasilien rodet für Viehfutter in Deutschland, Indonesien rodet für Palmoel für Deutsche Firmen, dann brennt es mal wieder in Kalifornien und Sibirien. Hier wird geredet aber nicht gehandelt und dann werden hier für fragwürde Projekte ganze Waldstücke abgeholtzt, man kann dieses hohle Gerede einfach nicht mehr hören, jetzt bei der Hitze habe ich sehr viele große Bäume gesehen ohne Borkenkäferbefall die aber wegen Trockenheit ihr dasein aufgeben.
Viele Grüße Wolfgang

u.rie
15.08.2020

Ja..kam mir doch bekannt vor dein wellenartiger Wischer...aber nicht nur dein Wischer auch dein Text dazu...alles auf den Punkt gebracht dieses Drama ...

Gruß Udo

Barbara Weller
15.08.2020

Es ist eine Geschichte vom Werden und Vergehen. Mutter Natur wird das letzte Wort haben, auch wenn die "Krone der Schöpfung" das vielfach nicht einsehen will.
Deine Beziehung zu dem Ort hast Du mit der Aufnahme bestens dargestellt.
LG, Barbara

PeSaBi
15.08.2020

ich erinnere mich auch an Dein Bild und daß ich auch auf die menschengemachten Monokulturen Fichtenwald eingegangen bin ... natürlich war nach dem Krieg das nötige Wissen nicht vorhanden ... aber jetzt sollte und kann man das als Chance verstehen die Fehler zu korrigieren ... aber mir fehlt der Glaube, daß der Mensch wirklich aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, lernt, lernen wird ...
aber grün ist die Hoffnung ... und das strahlt Dein Bild bei aller Traurigkeit auch aus ... hoffen wir mal ! ... vielleicht erklärt das irgend ein kluger Mensch zum Naturschutzgebiet und dann darf die Natur tun was sie will und kann !
VLG - Petra

brimula
16.08.2020

Das Grün lässt gar nicht wirklich ahnen wie schlimm es steht um diesen Wald...überall sind sie zu Gange diese gefässigen Biester...und der Mensch ist ziemlich machtlos...
wir können nur hoffen dass die Natur selber sie irgendwie wieder aufhält ...

Gruss Brigitta

Peter Eschweiler
19.08.2020

Sehr fein mit den grünen Lichterwellen !