Mit viel Glitter, Tamtam und dem einen oder anderen Glas Sekt wurden am vergangenen Donnerstag die Sieger des Sony World Photography Award 2018 bekannt gegeben.

Ich hatte die Ehre, das fotoforum bei dieser Veranstaltung repräsentieren zu können und war live dabei, als im Londoner Hilton die Gewinner vor rund 600 Gästen ihre Trophäen entgegennahmen.
Mit unter den zahlreichen Gästen war auch ein User unserer fotoforum Community und regelmäßiger Teilnehmer des fotoforum Award. Klaus Lenzen gewann im Offenen Wettbewerb in der Kategorie Bearbeitete Fotos, wurde in der Kategorie Stillleben unter die Top Ten gewählt und erhielt noch eine besondere Erwähnung in der Kategorie Motion. Ich traf Klaus und plauderte mit ihm über die Fotografie im Allgemeinen und die Wettbewerbsfotografie im Speziellen. Dazu aber im kommenden fotoforum 4/2018 mehr.


Nun möchte ich Euch die Gewinner präsentieren und freue mich auf Eure Meinung dazu:
Der 1. Platz Architektur ging an Gianmaria Gava aus Italien. Er fotografierte unspektakuläre Gebäude und entfernte funktionale Elemente wie Fenster oder Lüftungen. Es entstanden neue Gebäude, die die Frage nach deren Zweckmäßigkeit aufkommen lassen.

Der 1. Platz der Kategorie Kreativ ging an Florian Ruiz aus Frankreich. Er wollte die unsichtbare radioaktive Strahlung sichtbar machen und fotografierte in der verschneiten Landschaft von Fukushima. Er nutzte unterschiedliche Techniken - auch einen Geigerzähler - dafür.

Die beste Serie in der Kategorie Zeitgenössische Themen präsentierte der Schwede Frederik Lerneryd. Er fotografierte eine Ballettschule in einem Slum in Kibera (Nairobi) und berichtete davon, wie sich die Mädchen verändern, sobald sie ihre Ballettschuhe anziehen: Kummer und Sorgen scheinen für diese kurzen Momente vergessen … 

Die besten Bilder zum Thema Zeitgeschehen und Nachrichten lieferte Mohd Samsul Mohd Said ais Malaysia. Er widmete sich dem Leid der Rohingya-Flüchtlinge und zeigte dies in durchdringenden aber nicht voyeuristischen S/W-Bildern.

Ex-voto lautete der Titel der besten Serie in der Kategorie Discovery. Alys Tomlinson aus UK fotografierte religiöse Hinterlassenschaften und Zeichen von Pilger. Die Bilder lebten durch eine Subtilität und einer gleichzeitigen präzisen Sicht auf die Dinge. Die Serie kam so gut an, dass sich Tomlinson auch den Titel Photographer of the Year holte. Sichtlich berührt nahm sie diese Ehre auf der Bühne entgegen.

Das Thema Landschaft setzte Luca Locatelli aus Italien perfekt um. Seine Serie White Gold zeigt den Marmorabbau in seiner Heimat. Er zeigt dabei den Wandel der Landschaft, ohne zu sehr auf die Zerstörung dieser einzugehen. Vielmehr können die Bilder auch als eine Dokumentation des Wandels verstanden werden.

Der 1. Platz in der Kategorie Natur und Wildleben ging an Roselena Giovanna Ramistella aus Italien. Auf einem Esel beritt sie in Sizilien alte Pfade und fotografierte das Zurückkehren der Menschen auf das Land - mitunter ausgelöst durch die Finanzkrise.

Eine Freude war die Serie The Last Of The Crooners von Tom Oldham aus UK, mit der er die Kategorie Porträt gewann. Er fotografierte in einem Londoner Pub die Tradition, dass Sänger das Publikum unterhalten. Palm Tree heißt der Pub und sieht ebenso urig und nett aus, wie die Tradition klingt. Oldham benötigte einige Jahre und sicherlich auch einiges von seinem leicht schnauzigen Charme, um im Familienbetrieb Palm Tree eine Fotoerlaubnis zu bekommen. Diese Investition hat sich gelohnt und die Serie wuchs mir besonders ans Herz. 

Mit Buzkashi holte sich Balazs Gardi aus Ungarn den ersten Platz in der Kategorie Sport. Er fotografiert den Sport aus Afghanistan, bei dem eine unüberschaubare Menge Reiter einen toten Tierkörper in ein Ziel bringen muss. Jeder spielt für sich, jeder gegen jeden. Die Szenen und Aufmachungen der Reiter entfalten dabei eine cineastische Stimmung und könnten auch aus einem Mad-Max-Film stammen. 
Bei den fotoforum Impulsen 2017 zeigte der Community User Harald Mundt auch faszinierende Bilder dieser Sportart.

Edgar Martins aus Portugal gewann den 1. Platz in der Kategorie Stillleben. Er fotografierte Abschiedsbriefe und Dokumente, die in Verbindung mit Suiziden und Verbrechen stehen. Er nutzte ein knappes Streiflicht und zeigt in seinen Bildern jeweils nur einen Rand des Papiers. So entstanden tiefgründige Bilder, die sich auf Anhieb nicht erschließen, aber ihre Kraft entwickeln, sobald man sich dem Thema zuwendet.

Kein SWPA ohne Ehrenpreis und so wurde in diesem Jahr der Preis Outstanding Contribution to Photography an Candida Höfer verliehen. Es war einer Freude, dieser Dame zuzuhören und herauszufinden, dass sie mit Mitte 70 sehr wohl weiß, was aktuelle Fotografie auszeichnet. Ich hatte zudem die Gelegenheit, ein schönes Porträt von ihr zu machen.

Den Titel National Award Winner für Deutschland holte sich Manuel Armenis mit einer älteren Dame samt Hund. Er entdeckte das Paar in Hamburg in seinem "Fotorevier" und fertigte ein herrliches Street-Bild an.

Die Kollegin Katja Kemnitz von kwerfeldein hat in London ein schönes Interview mit Scot Gray, dem Gründer der World Photography Organisation, geführt. Ich freue mich, es Euch verlinken zu können: Zum Interview!

Im Großen und Ganzen brachte der SWPA 2018 viele beeindruckende Fotos zusammen und es lohnt sich, durch die Galerien zu klicken.

Und wer in London vorbeischaut, sollte unbedingt in die Ausstellung im Somerset House gehen. Sie läuft noch bis zum 6. Mai.