Die Top 12 des fotoforum-Awards 5/2024
»MENSCHEN«
1. Platz, Kategorie Mensch und Arbeit
Peter Kiefer: »Breizh«
Peter Kiefer aus Frankfurt am Main war 2008 in der Bretagne am Finistère unterwegs, als ihm dieser Bretone, vermutlich ein Algenfischer, begegnete. „Da mein Französisch sehr begrenzt war, ließ ich mir vor der Reise von einem befreundeten Franzosen einen Satz aufschreiben, den ich auswendig lernte, um ihn bei Bedarf auf der Reise aufzusagen. Der Satz beinhaltete, dass ich Fotograf sei und ich überall Menschen fotografiere und dass mich interessante Persönlichkeiten in ihren jeweiligen Regionen besonders faszinieren. Also jedes Mal, wenn ich meinen Satz bei Menschen, die ich toll fand, vorbrachte, mussten die Protagonisten ein bisschen schmunzeln und waren auch gerne für ein authentisches Porträt bereit. Der freundliche Bretone auf dem Bild erklärte mir auf Französisch – also konnte ich nur erahnen, dass ich ihn richtig verstanden hatte –, dass die Algen oder Meerespflanzen wertvoll und wichtig für die Menschen dort wären und er sie deshalb einsammelt“, erzählt Peter Kiefer. Bien joué! dachte sich die Jury und freute sich über den authentischen Blick und das freundliche Wesen des Porträtierten bei seiner Arbeit. Nicht zuletzt vermittelt das Bild auch eine Botschaft, die Fotografen immer im Hinterkopf haben sollten: Fotografiere fremde Menschen nicht aus der Ferne, sondern trete mit ihnen in Kontakt, um ein gutes Foto zu bekommen. Liebend gerne möchte das Jury-Team jetzt aber auch noch diesen einen auswendig gelernten Satz hören …
200 Euro / 10 Punkte
2. Platz, Kategorie Mensch und Arbeit
Franz Franzler: »Licht in der Werkstatt«
Franz Franzler aus Kirchdorf kommt bei seinen Wanderungen öfters an einem Bauernhof mit einer verlassenen Werkstatt vorbei. Eines Tages hatte er die Gelegenheit, diese Werkstatt als Lost Place zu fotografieren und machte dazu das Sonnenlicht mithilfe von Rauch aus dem Imkerbedarf sichtbar. „Der Bauer kam dann und interessierte sich für mein Hobby. Nachdem die Ergebnisse ohne Person nicht meiner Vorstellung entsprachen, bat ich ihn, sich an die Werkbank zu stellen“, erzählt er. Die Jury sah zwei tolle Motive: Einen wunderbaren Raum und einen authentischen Menschen. Beides zusammen ist perfekt.
100 Euro / 7 Punkte
3. Platz, Kategorie Mensch und Arbeit
Ulrich Steger: »Hausarbeit«
In einem Freilichtmuseum fotografierte Ulrich Steger aus Poing dieses Bild und schildert dessen Entstehung: „Als ich den Raum betrat, spürte ich tatsächlich die Atmosphäre der vergangenen Zeit. Die Ruhe und das deutlich hörbare und den Raum erfüllende Tick-Tack der Wanduhr mit der in sich vertieft bügelnden Frau, hat mich dazu inspiriert, die Szene zu fotografieren.“ Er fügt noch hinzu: „Schade, dass man die Uhr auf dem Foto nicht hören kann …“ Die Jury überlegte, ob es eine aktuelle Szene aus einem einsamen Dorf in Schweden oder ob es gestellt sei. Auf eine echte Szene in einem Museum war sie nicht gekommen.
50 Euro / 6 Punkte
1. Platz, Kategorie Porträt
Jonas Hafner: »Schattenspiele«
Jonas Hafner aus Hamburg fotografierte sein Model mit einem kleinen Trick: „Ich verwendete eine große Lackierfolie aus Kunststoff, um das Farnmuster aus Licht auf Rebeccas Gesicht zu erzeugen. Alternativ hätte man hierfür auch einen selbst zusammengeschnitten Karton verwenden können.“ Die Jury war wie verzaubert vom Licht und dem tollen Licht-Farn-Spiel. Somit stand schnell fest, dass das Foto weit vorne landen wird.
200 Euro / 8 Punkte
2. Platz, Kategorie Porträt
Jonas Hafner: »Platzverweis«
Im leeren Berliner Olympiastadion fotografierte Jonas Hafner aus Hamburg Alicia. „Die endlosen Sitzreihen führten dank einer Blende von 1,2 zu einem interessanten Bokeh. Diese Linienführung wurde durch die Pose noch verstärkt“, erklärt er. Die Jury sah es genauso und freute sich über das tolle, aber dezente Gegenlicht, die Szenerie und die passend gewählte Pose des Models.
100 Euro / 7 Punkte
3. Platz, Kategorie Porträt
Sophia Ebner: »Keshet 3«
Sophia Ebner aus Köln erklärt uns ihr Foto: „Auf dem Bild sehen wir ein Porträt von einer jungen Frau, die ich letzten Herbst im Zusammenhang einer Reportage im Rahmen meines Fotografiestudiums in Köln zu jüdisch-queerem Leben fotografierte. Ziel der Reportage war es, Menschen in ihrem persönlichen Umfeld zu porträtieren und so Sichtbarkeit zu schaffen. Besonders gut gefiel der Jury an diesem Bild der authentische Look in einer Umgebung, die das noch einmal unterstreicht: die Teetasse, die Zwiebeln an der Wand … In der Küche ist es immer am schönsten – in diesem Spruch steckt viel Wahrheit.
50 Euro / 6 Punkte
1. Platz, Kategorie Unterwegs
Carsten Velten: »Paris«
Carsten Velten aus Bonn war im Januar am Place du Trocadéro in Paris. Er hatte Glück und die Sonne stand ziemlich tief, sodass er ihr Licht gezielt einsetzen konnte. „Ich fand die Silhouetten zweier junger Frauen spannend, die sich offensichtlich gegenseitig mit dem Handy filmten. Ich schoss aus der Hüfte über 30 Bilder, bei denen ich versuchte, sowohl eine Pose der Frauen als auch den Eiffelturm im Hintergrund gut einzufangen“, kommentiert er. „Volltreffer!“, meinte die Jury und zweifelte anfangs sogar an der Echtheit des Bildes und vermutete erst ein KI-Bild aufgrund der interessanten Schwarz-Weiß-Umwandlung.
200 Euro / 8 Punkte
2. Platz, Kategorie Unterwegs
Thomas Funk: »Am Wollgras vorbei«
Thomas Funk aus Iserlohn war am Matterhorn wandern, es kündigte sich Regen an und die Berge verschwanden in den Wolken. Da fiel ihm eine schöne Stelle mit Wollgras auf, auf die er sich fototechnisch alternativ konzentrierte. „Zwei Wanderer, die glücklicherweise noch durchs Bild liefen, waren dann das i-Tüpfelchen“, kommentiert er. Der Jury gefiel besonders die Unaufgeregtheit des Bildes, wodruch es Ruhe und die passende Erholung ausdrückt – perfekt für das Thema Unterwegs.
100 Euro / 7 Punkte
3. Platz, Kategorie Unterwegs
Andre Loburg: »Auf dem Heimweg«
André Loburg aus Krefeld fotografierte dieses Motiv: „Da es an diesen Tag sehr heiß war, fuhr der ältere Mann recht langsam, der jüngere Mann kam von hinten angefahren und unterstütze so den Älteren“, berichtet er. Die Jury freute sich über die zwischenmenschliche Szene, die zudem einen tollen Bildaufbau und eine passende Schwarz-Weiß-Umwandlung genossen hatte.
50 Euro / 6 Punkte
1. Platz, Kategorie Emotionen
Dietmar Pohlmann: »Lachflash«
Dietmar Pohlmann aus Bad Ems ist Mitglied eines Fotostammtisches und vor eben diesem entstand auch das Foto: „Wir treffen uns öfter in dieser Location und ich hatte schon immer das Licht in den Räumlichkeiten bestaunt. Vor dem eigentlichen Fotostammtisch hatte sich dann Eric bereit erklärt, in diesem Licht zu modeln. Der Aufwand war nicht hoch: lichtstarkes Objektiv mit Blende 1,2 und 17 mm an MFT“, beschreibt er. Auch die Jury freute sich über Erics offenes und herrliches Lachen, das durch die Körpersprache und das Licht voll zur Geltung kommt. Wer die nächste Runde zahlt, dürfte damit feststehen …
200 Euro / 8 Punkte
2. Platz, Kategorie Emotionen
Abdulrahman Adi: »Human«
Abdulrahman Adi aus Duisburg sprach einen Obdachlosen auf der Straße an und fragte nach einem Foto. Das halb abgedeckte Gesicht soll dabei symbolisch für die fehlende Akzeptanz von Obdachlosen durch die Gesellschaft stehen. Die Schwarz-Weiß-Umwandlung wählte Adi bewusst, um die Dramatik im Bild noch einmal zu verstärken. Das Jury-Team entdeckte tief sitzende Emotionen im Bild, das definitiv mehr sagt als tausend Worte.
100 Euro / 7 Punkte
3. Platz, Kategorie Emotionen
Wolfgang Waldmann: »Spielende Kinder an der Plaza Porticada«
Wolfgang Waldmann aus München fotografierte spielende Kinder in Nordspanien. „Der klassizistische Platz in der Altstadt Santanders mit seinen schönen Arkaden und dem entsprechend interessanten Lichteinfall hat mich auf Anhieb begeistert und zum Verweilen animiert“, erzählt er und ergänzt: „Ich war sofort angetan von der lebendigen Szenerie, die ich dort erleben durfte. Die sprühende Energie und Leichtigkeit der spielenden Kinder im richtigen Moment festzuhalten, war dann nur noch eine Frage der Intuition.“ Die Jury fand ebenfalls großen Gefallen an der ausgelassenen Stimmung im Bild. Fast hatte sie das Gefühl, das Foto nicht nur sehen, sondern auch noch hören zu können.
50 Euro / 6 Punkte