Die Top 12 des fotoforum-Awards 5/2022
»MENSCHEN«

1. Platz, Kategorie Bei der Arbeit

Chris Sigrist: »Fassadenreinigung in Santorini«

Chris Sigrist aus Steckborn / CH war auf Santorin unterwegs und eigentlich im Begriff, die klassischen Motive der Insel zu fotografieren: Glockenturm, weiße Häuser, blaue Kuppeln, Meer … Ein Geistesblitz ließ ihn dann aber auch einmal in die entgegengesetzte Richtung schauen und er entdeckte dieses gemäldehafte Bauarbeitermotiv. Die drei Juroren verwendeten viel Zeit, das Bild zu begutachten und verloren sich immer mehr darin. Auch wenn die Situation alltäglich und fast schon banal erscheint, ist der Moment perfekt eingefangen: Alle Handwerker arbeiten und scheinen konzentriert ihrer Arbeit nachzugehen – fast schon könnte man denken, sie würden für das Foto posieren. Der Bildaufbau ist perfekt und ein wenig hat man sogar den Eindruck, eines der realistischen Bilder des amerikanischen Malers Edward Hopper vor sich zu haben.

200 Euro / 10 Punkte

2. Platz, Kategorie Bei der Arbeit

Klaus Lenzen: »reach out«

Klaus Lenzen aus Ratingen macht jeden Tag ein Foto – schon seit ein paar Jahren. Dieses Motiv entdeckte er in der Innenstadt von Mönchengladbach, als er beobachtete, wie ein Bauarbeiter eine an Saugnäpfen befestigte Glasscheibe entgegennahm. Das Motiv ist nicht einfach zu entschlüsseln, die gekonnte Schwarz-weiß-Umwandlung verstärkt das noch einmal. Die drei Juroren honorierten den scharfsinnigen Blick des Fotografen, die zielsichere Bearbeitung und den subtilen Witz im Bild.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Bei der Arbeit

Michael Jurek: »Gebäudesteigen«

Michael Jurek aus Sehnde: „Mein Bild zeigt Arbeiter, die auf der Fassade des Museums der Zukunft in Dubai klettern. Wenige Tage vor der offiziellen Eröffnung wurde die Fassade noch einmal auf Hochglanz poliert. Das Museum liegt etwas abseits der Touristenströme. Direkt von der Straße aus war die Perspektive nicht nach meinem Geschmack und mir war klar, dass ich von einem höheren Standpunkt fotografieren muss. Einige Meter entfernt entdeckte ich einen Hoteleingang und der Zufall meinte es gut mit mir, denn im 6. Stock gab es eine Terrasse mit Blick auf das Gebäude.“ Die Juroren benötigten ein paar Sekunden, um das Bild, die Perspektive und die Proportionen einzuordnen. Dann wuchs allerdings mit jeder Sekunde die Begeisterung.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Porträt

Bella von Einsiedel: »Natural«

Bella von Einsiedel aus Berlin fotografierte dieses Porträt mit natürlichem Licht. Die nachträgliche Anpassung der Farben soll Assoziationen mit alten Gemälden wecken, die Blüte kam zum symbolischen Einsatz, um die Natürlichkeit seines Aussehens sowie die Verbindung zwischen Mensch und Natur zu unterstreichen. „Rothaarige Menschen hatten es früher schwerer und wurden oftmals für ihr Aussehen ausgegrenzt. Heute hat sich das zum Positiven gewandelt und sie werden gerade wegen ihrer besonderen Merkmale wie Haarfarbe, Sommersprossen und ihres natürlichen Aussehens als Fotomodelle gebucht“, kommentiert sie ihr Bild. Den Juroren gefielen genau diese Aspekte und nur selten sahen sie ein Bild mit einer derart stimmigen Ausstrahlung.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Porträt

Felix Bautz: »Jetzt«

Felix Bautz aus Kerpen: „In diesem Bild wollte ich eine Film­szene, vielleicht sogar im Hitchcock-Stil, schaffen, bei der ich suggeriere, dass es ein Vorher und ein Nachher geben könnte.“ Ziel erreicht, befand die Jury, die tatsächlich ähnliche Assoziationen empfand, als sie beim Anblick alle Daumen nach oben reckte.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Porträt

Leon Breiter: »Innere Kind«

Leon Breiter aus Steinen fotografierte diese Frau mit zwei Gesichtern – das eine aus der Gegenwart, ein anderes aus der Vergangenheit, so der Gedanke des Fotografen. „Mir ist aufgefallen, wie oft wir unsere Bedürfnisse ignorieren oder unterdrücken. In manchen Fällen verhalten wir uns gar paradox. Mich fasziniert diese Gleichzeitigkeit von Widersprüchen“, erklärt er. Auch die Jury war vom Bild und dessen Wirkung fasziniert und entdeckte zahlreiche Facetten, die zum Interpretieren einladen.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Beziehungen

Vincenzo Pascale: »Das Paar«

Vincenzo Pascale aus Dachau machte ein paar Tage Fotourlaub in der Toskana, genauer gesagt: im Örtchen San Gimignano. „Das Flair der mittelalterlichen Gässchen, Häuser und Geschäfte hatte es mir angetan und ich wollte das Leben und die Menschen in dieser bezaubernden Umgebung zeigen. Anlässlich meines abendlichen Streifzugs durch die Gassen fiel mir das Hand in Hand gehende Paar auf. Die Szene erschien mir romantisch und auch passend zum Ort. Noch dazu gab das Licht- und Schattenspiel dem Moment einen besonderen Touch“, erzählt er. Das Bild entstand mit seiner Olympus samt der Einstellung "Dramatischer Effekt in SW". Das letzte Quäntchen holte Pascale dann noch mit der App Snapseed heraus. Die Juroren philosophierten über das Bild und dessen Wirkung, die voll ins Schwarze traf.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Beziehungen

Rainer Otto: »Love«

Rainer Otto aus Stuttgart beschreibt sein Foto einfach, aber trefflich: „Venedig 6:00 Uhr morgens. ÖPNV-Streik und Regen. Wir haben das Beste draus gemacht und Frühaufsteher fotografiert.“ Beziehung, Nähe und Menschlichkeit erkannten die Juroren in diesem zudem stimmungsvollen Bild. Der regennasse Boden setzt einen zusätzlichen Akzent. Ein Bild, das viele Geschichten erzählen kann.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Beziehungen

Heiko Riekers: »Kaffeeklatsch«

Heiko Riekers aus Stuhr fotografierte zwei ältere Damen bei einem ausführlichen Plausch in einem Schloss-Café. Für die Juroren beleuchtete das Bild eine andere – die platonische Facette von Beziehungen, die hier zudem trefflich ins Bild gerückt wurde. Das ältere Gemäuer, die beiden Damen und die drei Lampen im offenen Fenster sprechen eine gelungene Bildsprache.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Mensch und Musik

Ralph Gräf: »Musing About Notes«

Ralph Gräf aus Potsdam fotografierte am Tag der offenen Galerien in einer Ausstellung im Hamburger Bahnhof in Berlin. „Die Szene gehört zu einer Installation zum Thema Musik. Es standen mehrere weiß gekleidete Personen – erstarrt wie Salzsäulen – vor Overheadprojektionen von Notenblättern“, erklärt er uns die Szene. Die Juroren überlegten viel und vermuteten eine ähnliche Bildgeschichte. So oder so faszinierte sie allerdings das Bild und dessen interpretationsfreudige Ausstrahlung.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Mensch und Musik

Monika Fiedler: »Drums«

Monika Fiedler aus Erdweg fotografier­te die Percussion-­Show-Band Drum Stars, als dessen Bandleader zum Finale ausholte. „Das Bild entstand mit meiner ersten DSLR, einer Canon EOS 650D mit einem einfachen, noch nicht einmal lichtstarken Zoom“, erzählt sie. Die Juroren spürten nahe­zu die Energie, die vom Musiker ausgeht und trommelte zahlreiche Punkte zusammen.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Mensch und Musik

Jens Klettenheimer: »Frau mit Cello«

Jens Klettenheimer aus Nußloch hatte die australische Cellistin Rike Wolf in seinem Studio zu Besuch. „Idee war es, die Schönheit des Instruments und die besondere Beziehung der Musikerin zum Cello darzustellen. Insbesondere sollten Form, Gestaltung und Linienführung die Harmonie vermitteln, die im Miteinander von Instrument und Musikerin entsteht“, beschreibt er sein Motiv. Die Linienführung und den Motivgedanken verstanden die Juroren und trafen ein vortrefflich gestaltetes Foto an, das eine klare Botschaft sendet.

50 Euro / 6 Punkte