Die Top 12 des fotoforum-Awards 5/2023
»MENSCHEN«

1. Platz, Kategorie Porträt

Jens Klettenheimer: »Sophie«

Jens Klettenheimer aus Nußloch fotografierte das professionelle Model Sophie Gimenez im Winter 2023 in seinem Fotostudio bei Heidelberg. „Unser Ziel war es, möglichst einfache, aber trotzdem ausdrucksstarke Porträts zu fotografieren, weshalb auch nur eine Lichtquelle zum Einsatz kam. Die spätere Umsetzung in Schwarz-Weiß war schon während des Shootings geplant“, erzählt er. Die Juroren waren fasziniert von der Bildwirkung: Auf der einen Seite der kahle Kopf, der eher für Verletzlichkeit steht, auf der anderen Seite ein Blick voller Kraft und Stolz. Das einfache, aber perfekte Licht hilft dem Bild, seine Strahlkraft zu entfalten.

200 Euro / 10 Punkte

2. Platz, Kategorie Porträt

Guido Stoll: »Künstlerin mit Selbstportrait«

Guido Stoll aus Berlin fotografierte die Künstlerin Marita Bublitz sitzend in ihrem Atelier vor einem ihrer Selbstporträts. „Wir hatten verschiedene Set-ups im Stehen fotografiert, bis mir der Einfall mit dem Schneidersitz kam. Durch die Mal-Utensilien wird die Szenerie interessant gerahmt, das Selbstporträt auf der Staffelei setzt durch seine Intensität einen besonderen Akzent im Hintergrund“, so die Gedanken des Fotografen. Die Jury blickte lange auf das Bild und entdeckte ein wunderbar authentisches (Doppel-)Porträt. Besonders gut gefallen hat ihr das Loch in den Socken.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Porträt

Jonas Hafner: »Hafenlichter«

Jonas Hafner aus Hamburg: „Auf dem Bild sehen wir Sophia. Mit ihr traf ich mich Anfang Mai am Deutschen Hafenmuseum in Hamburg. Ich versuchte einen Ort zu finden, der farblich mit ihrer Haar- und Augenfarbe harmonisieren würde und fand ihn schließlich am Hansahafen, wo die Boote im Wasser von den Wellen hin und her geschaukelt wurden. Wenig später kam die Sonne hinter den Wolken hervor und brachte das Wasser zum Glitzern.“ Die Juroren waren wie gefangen von Sophias Blick und der überwältigenden Farben- und Haarpracht. Der besondere Bild-Look machte den Eindruck perfekt.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Freude

Fabian Glasow: »Sonnentanz«

Fabian Glasow aus Kempten fotografierte Lydia in Berlin am Kottbusser Tor. „Als ich in Berlin ankam, lebten am Kotti noch Menschen im Zelt unter einer Brücke, trotzdem herrschte dort immer reges Treiben. Mit meinem Foto wollte ich diesem Ort ein schönes Gesicht geben. Vielleicht auch als ein kleines Abschiedsgeschenk an mich selbst nach drei schönen Jahren in Berlin“, erzählt er. „Technisch habe ich nicht viel gemacht. Ich mag Gegenlicht, gerade wenn die Sonne tief steht. M-Modus rein, richtig belichten, auslösen und fertig. Viel spannender war es mit Lydia: Sie konnte Anweisungen gezielt umsetzen. Was ich zu ihr sagte, weiß ich nicht mehr genau. Ich denke so etwas wie Jetzt erinnere dich an die Abgabe deiner Masterarbeit und den abfallenden Druck und versuche diese Emotionen in Bewegung umzusetzen“, fährt er fort. Die Freude muss bei der Abgabe immens gewesen sein, denn sie kommt wirklich toll zur Geltung, da war sich die Jury einig. Das Licht und die gelassene Grundstimmung ließen ein Bild voller Leichtigkeit und Heiterkeit entstehen.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Freude

Dietmar Pohlmann: »Korbleger«

Dietmar Pohlmann aus Bad Ems fotografierte seine Fitness-Trainerin Alice beim Basketball. „Um mit der Kamera oberhalb des Korbes zu kommen, war eine stabile und auch lange Leiter vonnöten“, berichtet er. „Das Shooting wurde zum Schauspiel einiger Spaziergänger und Fußballer. Die Treffer haben den gesamten Basketballkorb in Schwingungen versetzt und damit auch die Leiter und mich. Ich musste die Kamera ruhig halten und durfte das Gleichgewicht auf der Leiter nicht verlieren“, fährt er fort. Den Spaß am Shooting und auch die Vorfreude über einen Treffer sieht man Alice an. Die Juroren klatschten Applaus.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Freude

Falkmar Ameringer : »Endlich hat es geklappt «

Falkmar Ameringer aus Kufstein (AT) fotografierte drei Freunde, die schon einige Male versucht haben, sich zu dritt auf einem Wakeboard zu halten. „Es dauerte lange, bis es klappte, allerdings als sie es dann geschafft haben, sah man die pure Lebensfreude in ihren Gesichtern“, erzählt er. Dem stimmten die Juroren zu, die ein tolles Actionfoto mit reichlich Freude und Energie vor sich sahen.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Street

Monica Bommer-Neuner: »The Jump«

Monica Bommer-Neuner aus Jenbach (AT) erzählt uns ihre Geschichte: „Meine ursprüngliche Idee war es, den Sprung über die Pfütze festzuhalten. Mich überzeugte aber keines der Bilder. Also beschloss ich, mich auf die Reflexion zu konzentrieren. Ein Hoch auf den Springer, der zig Mal über die Pfütze sprang und auch ein Hoch auf meine Freundin, die plötzlich ins Bild kam und für diese coole Bildkomposition sorgte. Wie bei fast allen meiner Bilder mit Reflexionen habe ich es um 90 Grad gedreht.“ Die Jury verrenkte die Köpfe und entdeckte schließlich ein stimmiges Bild mit zahlreichen Facetten der Street-Fotografie.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Street

Jitka Unverdorben: »Fußgänger«

Jitka Unverdorben aus Furth im Wald war am Palast Royal in Paris unterwegs. Das Wetter war schlecht und der Ort menschenleer. „Ich wollte eine interessante Komposition aus schwarzen und weißen Säulen fotografieren, als ein einzelner Fußgänger auftauchte. Er gab dem Bild dann das gewisse Etwas“, berichtet sie. Die Juroren feierten den zwar kleinen Menschen im Bild, auf den allerdings die gesamte Aufmerksamkeit zuläuft.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Street

Dmytro Geshengorin: »Of Bikes and Birds«

Dmytro Geshengorin aus Dortmund fotografierte das Morgenleben in Neapel, als er in einer Gasse eine Schar Tauben entdeckte. Würde jemand kommen, würden die Tauben auf ihn zufliegen. „Also wartete ich eine Weile und hatte Glück, einen Mofafahrer mit roter Winterjacke zu erwischen, der auch noch im richtigen Moment gähnte. Dabei hatte er die Augen geschlossen, sodass ich im Anschluss an das Foto zur Seite springen musste, um nicht überfahren zu werden“, erzählt er. Die Juroren freuten sich über die lustige Situation, die genau im richtigen Moment erwischt wurde – genauso wie Street eben sein muss.

50 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Generationen

Rudolf Bartl: »Jahrgang 1921«

Rudolf Bartl aus Biebesheim erzählt, wie es zu diesem Bild kam: „Als Handwerker arbeitete ich beim Schwiegersohn der porträtierten Dame. Im Hof lief sie mir über den Weg. Sie hatte lange Haare zu einem kunstvollen Zopf geflochten, was mich total faszinierte. Schließlich fragte ich, ob ich sie fotografieren dürfe. Erst nach 14 Tagen kam die Zusage. Zunächst war ich enttäuscht, denn von den Haaren war nichts mehr zu sehen. In der Zwischenzeit waren sie der Schere zum Opfer gefallen. In ihrem Zimmer kam bei Fensterlicht trotzdem ein schönes Bild zustande.“ Die Juroren lasen so manche Geschichte aus den Falten der Dame und freuten sich über ein wunderbar würdevolles Bild.

200 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Generationen

Peter Kiefer: »King yesterday«

Peter Kiefer aus Frankfurt am Main fotografierte 2014 in den Abendstunden diesen Mann in Hausschuhen mit Gehstock vor seinem Haus. „Ich sah diesen sympathischen alten Mann auf der Straße und fragte ihn, ob ich von ihm ein Porträt machen dürfe. Er erzählte mir, dass das Haus ihm gehöre, so machte ich das Bild vor seinem Haus. Der alte Mann machte wohl gerade einen kleinen Abendspaziergang“, erzählt er. Die Jury war sich einig, ein wunderbar stimmiges Bild zu sehen, dass das Thema Generationen sehr respektvoll zeigt.

100 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Generationen

Michael Terhorst: »Grandma«

Michael Terhorst aus Berlin erzählt: „Diese Situation erlebte ich bei Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm auf einem Sinti- und Roma-Wohnwagen-Stellplatz in der Nähe von Neapel. Es war ein besonderer Moment. Aus meiner Sicht hatten die Menschen dort nicht viel und der Platz, der zur Verfügung gestellt wurde, war nicht sonderlich schön. Dennoch schien mir die Frau zufrieden. Gerade wegen der Kinder und Enkelkinder.“ Die Juroren erkannten die Echtheit der Situation und den besonderen Reportagecharakter des Bildes. Ein Foto wie aus dem echten Leben.

50 Euro / 6 Punkte