Die Top 12 des fotoforum-Awards 1/2016
»Architektur«

1. Platz, Kategorie Blick ins Innere

Michael Rohde (Gesamtsieger): »ophelia«

„Aaaahhhaaa ...“ – so etwa waren die ersten Reaktionen der Jury bei diesem Bild. Sie glaubte ihren sechs Augen nicht und konnte kaum fassen, was sie da präsentiert bekam. Nach und nach wich die Verwunderung einer Bewunderung. Es dauerte allerdings einige Minuten, ehe das Bild von Michael Rohde aus Berlin ganz verstanden war – soweit man es versuchen kann, zu verstehen. Aber was sehen wir? Wir sehen die Schauspielerin Jana Goller in einem WG-Badezimmer auf der Toilette sitzen. Von unten. Von ganz unten. Wie es entstand, will der Künstler nicht ganz preisgeben. So viel sei gesagt: Er ist kein Hobbyhandwerker und baut keine Badezimmer auf Glasplatten auf. Die Jury war von dem Bild und dessen Wirkung so begeistert, dass sie gar nicht anders konnte, als Platz 1 zu vergeben.

300 Euro / 10 Punkte

2. Platz, Kategorie Blick ins Innere

Stefan Mayr: »Der Kongress «

Stefan Mayr aus Augsburg fotografierte bereits 2012 den großen Saal des Kongresses am Park in Augsburg. „Das gesamte Shooting hatte den Auftrag, die Lichtinstallation des Kongress am Park in Szene zu setzen. Das Licht wurde extra für das Gebäude und die 70er-Jahre-Betonstruktur und -Architektur konzipiert und bietet ein breites und umfassendes Farb- und Animationsspektrum. Bei diesem Bild ging es im Besonderen darum, die gesamte Atmosphäre einzufangen und zu zeigen, wie das Licht die Architektur zur Geltung bringt. Mir ging es zudem darum, die asymmetrische Architektur in eine bildwirksame Ordnung zu bringen und die Weite des Raumes zu zeigen.“ Die Jury wollte natürlich auch die eher klassisch anmutende Fotografie würdigen und fand alle Aspekte, die dafür sprechen, in diesem perfekt komponierten Bild. Standing Ovations!

200 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Blick ins Innere

Olaf Slaghekke: »Einsicht«

Olaf Slaghekke aus Burgwedel beschreibt sein Bild so: „Das Bild ist während unseres letzten Urlaubs in Paris im August 2015 entstanden. Ich habe es von der Aussichtsplattform des mit 210 m zweithöchsten Bauwerks in Paris gemacht. Wir hatten an diesem Sommerabend eigentlich vor, die Aussicht und den Sonnenuntergang hinter dem Eiffelturm von der Plattform aus zu genießen. Gegen 22 Uhr kam es, mit abnehmendem Sonnenstand, aber zu einer Invasion der Selfie-Stick-Jünger auf der dem Eif- felturm zugewandten Seite des Hochhauses. Somit beschloss ich, dem Trubel dadurch zu entgehen, dass ich auf der anderen Seite die Dächer von Paris in der Abenddämmerung fotografierte. Den Eiffelturm hat ja eh schon jeder ;-)“. Die Jury freute sich über die wenigen Selfie-Sticks im Bild und die aufgeräumte Klarheit mit Tiefgang. Gratulation zum verdienten dritten Platz!

100 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Urban

Helmut Benz: »Vorstadtleben«

Ørestad ist der jüngste Stadtteil Kopenhagens. Er entsteht seit 1992 nach dem New-Town-Prinzip, also komplett durchgeplant auf der buchstäblich grünen Wiese. Bis zur kompletten Fertigstellung von Ørestad werden noch 20 bis 30 Jahre vergehen. Geplant sind Wohnungen für 20.000 Menschen. Helmut Benz aus Ludwigshafen verbrachte hier einen ganzen Tag. „Mit meiner Aufnahme wollte ich durch den weiten Bildausschnitt dieses Durchgeplante, nicht historisch Gewachsene, manchmal auch etwas kalt und seelenlos Wirkende solcher Retortenstädte zum Ausdruck bringen, andererseits aber auch auf das Leben hinweisen, symbolisiert durch die Kinder, welche die gebotenen Sportstätten natürlich gerne nutzen und die Zukunft dieser Planstadt sind“, erklärt der Fotograf. Die Jury war in allen Belangen begeistert und honorierte den einerseits so normalen, aber andererseits auf den Punkt beschreibenden Charakter des Bildes.

300 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Urban

Jürgen Ulmer: »Werbung«

Die Grenzen zwischen einem urbanen Architekturbild und einer urbanen Street-Szene sind sicherlich schwimmend. Dessen war sich auch die Jury bewusst und nahm dieses Bild unter die Top 3. Jürgen Ulmer aus Hörbranz/A zeigt eine gekonnte Mischung von urbanem Lebensraum, Straßenszene und Konsum. Gepaart mit harten Kontrasten und Gegensätzen.

200 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Urban

Michael Offen: »In the City.«

Michael Offen aus Porta Westfalica wollte mit seinem Bild die urbane Hektik zeigen. Dafür positionierte er ein Model mitten in der Innenstadt und machte insgesamt 20 Einzelbilder mit den Menschen in der Umgebung. Am Rechner montierte er daraus ein Einzelwerk. Gekonnt und mit einer klaren Aussage, wie die Jury findet.

100 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie Industrie

Roland Hank: »Prypjat«

Zum Glück gibt es weltweit nur wenige Industriekomplexe, die mit der Abkürzung GAU in einem Satz genannt werden können. Zum Glück gibt es weltweit nur wenige Objekte, die so für Elend und Trauer stehen wie das Riesenrad von Prypjat. Roland Hank aus Kaufbeuren hatte im Mai 2015 die Gelegenheit, aus einem Hochhaus in Prypjat heraus dieses denkwürdige Foto zu schießen. Es zeigt den Unglücksreaktor von Tschernobyl mit dem neuen Sarkophag davor, der nach Fertigstellung über den alten geschoben werden soll. Für die Jury war dies ein denkwürdiges Foto, das der breiten Öffentlichkeit gezeigt werden sollte und auf den vordersten Platz gehört.

300 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie Industrie

Katja Gragert: »Badespaß«

Das VW-Werk in Wolfsburg fotografierte Katja Gragert aus Potsdam. Das Werk liegt an einem Hafenbecken, in das wiederum ein Pool eingelassen ist. Spannend wird das Bild durch das Skurrile: einerseits die industrielle Situation, andererseits die Freizeitidylle der Badenden im Vordergrund. Für die Jury ein klarer Top-3-Kandidat.

200 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie Industrie

Nicole Oestreich: »Die Wolkenmaschine...«

Nicole Oestreich aus Timmendorfer Strand gibt zu, dass sie sich mit diesem Bild überhaupt keine Chancen ausgerechnet hätte. Tja! So kann es kommen. Die Jury war der Meinung, dass es das Thema Industrie minimal, aber auf die Spitze getrieben zeigt. Die Wolken, das Licht sind zudem traumhaft und der quadratische Schnitt bringt Ruhe. Das Foto ist ein gutes Beispiel für den Mut, den man als Teilnehmer bei Fotowettbewerben zeigen muss und die unterschiedlichen Sichten auf ein und dasselbe Bild. Wir gratulieren!

100 Euro / 6 Punkte

1. Platz, Kategorie En détail

Barbara Seiberl-Stark: »Zurück in die Zukunft«

Barbara Seiberl-Stark aus St. Pölten/A zeigt uns den DC-Tower in Wien im besten Licht. Mittels 1.000x-ND-Filter verlängerte sie die Belichtung auf 49 Sekunden und provozierte so die diagonal durch das Bild laufenden Wolkenlinien. Die unterschiedlichen Spiegelungen in der Fassade erhöhen zudem die Plastizität des Gebäudes. Die Jury sah in dieser Runde viele Bilder dieser Art, fand zu diesem Meisterwerk allerdings den besten Zugang. Es ist schlicht und einfach perfekt.

300 Euro / 8 Punkte

2. Platz, Kategorie En détail

Guy Goetzinger: »Treppenhaus «

Guy Goetzinger aus Dättwil/CH fotografierte auf dem Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg diese Treppe eines Parkhauses. Das Motiv sorgte bei der Jury für verdrehte Hälse und knackende Nackenwirbel. Denn man kann es aus vielen Perspektiven bewundern und jede hat ihren besonderen Reiz.

200 Euro / 7 Punkte

3. Platz, Kategorie En détail

Rolf Endermann: »über Eck«

Rolf Endermann trieb es von Bielefeld nach Münster, um dort die Architektur des neuen LWL-Museums zu fotografieren. Er beschreibt das Motiv als „Fenstersituation über Eck“, die nur bei gutem Wetter ein derartiges Farbspiel zeigt. Der Jury gefielen dieser Blick nach oben, die Aufgeräumtheit und die geometrische Perfektion außerordentlich und sie war zudem der Meinung, dass der Gesamtcharakter des Gebäudes sehr gut beschrieben wird.

100 Euro / 6 Punkte