Die Top 12 des fotoforum-Awards 1/2022
»ARCHITEKTUR«
1. Platz, Kategorie Bonjour tristesse
Rainer Otto: »Häuserschlucht«
Rainer Otto aus Stuttgart war in Hongkong für eine Fototour unterwegs. Dort gibt es das sogenannte Monster Building, worunter ein Zusammenschluss von fünf benachbarten Hochhäusern verstanden wird. Die Kulisse ist unter Fotografen und Filmemachern ein Insider-Tipp und insgesamt wohnen rund 10.000 Menschen in diesem Komplex. Otto fotografierte einen Teil des Monster Building von unten an einem diesigen Tag. Es entstand ein Bild mit einer mystischen – fast leblosen – Stimmung und vielen Ebenen. Der Jury gefiel besonders die scheinbare Unendlichkeit des hellen Gebäudes sowie dessen Dominanz gegenüber den dunklen und vermeintlich älteren Gebäuden. Das Thema fand die Jury in gleich mehreren Hinsichten voll getroffen.
200 Euro Preisgeld / 10 Punkte
2. Platz, Kategorie Bonjour tristesse
Perry Wunderlich: »Plattenbau «
Perry Wunderlich aus Saalfeld fotografierte in Bellingen in Sachsen Anhalt diesen Plattenbau aus vergangenen Tagen der DDR. Ursprünglich nahm er das Bild für seinen Fotoclub auf. Das Thema dafür lautete "Was bleibt? – 30 Jahre Mauerfall". Die Jury fand ein überaus tristes Bild vor, das zudem perfekt aufgebaut ist: Straße, Gully, Baum, Haus, Stromleitung, im Hintergrund die Garagen und dann die Satellitenschüsseln … hier passt einfach alles.
100 Euro Preisgeld / 7 Punkte
3. Platz, Kategorie Bonjour tristesse
Wolfgang Loke: »Kunst am Haus«
Wolfgang Loke aus Witten fotografierte Deutschland in einem Bild: Im Vordergrund ein unverrottbarer Stahlzaun (beim Aufstellen hat man die Wahl, ob die offenen Spitzen nach unten oder nach oben zeigen sollen), ein besenreiner Mülltonnenplatz und ein gequälter kleiner Puschelbusch. Eine Biotonne fehlt, aber Gartenabfall wird auf dieser versiegelten Fläche sicherlich ohnehin nicht anfallen. Den Juroren lief es leicht kalt den Rücken runter, was ein eindeutiges Indiz für eine gelungene Aufnahme zum Thema war.
50 Euro Preisgeld / 6 Punkte
1. Platz, Kategorie Architektur trifft Natur
Bettina Obert: »Rückeroberung«
„Das Bild besteht aus zwei übereinandergelegten Fotos. Das Architekturbild ist vom 85 Sky Tower in Kaosiung, Taiwan entstanden. Durch den Standort auf dem über 300 Meter hohen Gebäude wirken die Häuser wie kleine 3D-Schachteln. Darüber habe ich ein Bild mit Farnen und Gras gelegt. Die Gräser verbinden Architektur mit Natur, man gewinnt aber den Eindruck, die Natur erobert sich ihren Raum zurück, geht also letztendlich als Siegerin hervor“, so Bettina Obert aus Grasbrunn. Als Sieger ging das Bild auch in dieser Kategorie hervor, denn den Juroren gefiel das Spiel aus Perspektive und Ebenen ausgesprochen gut.
200 Euro Preisgeld / 8 Punkte
2. Platz, Kategorie Architektur trifft Natur
Anke Ungerathen: »Bienenweide blau«
Anke Ungerathen aus Wuppertal fotografierte in Wuppertal ein Haus, das vom Künstler Ulrich Allgaier mit Naturmotiven in ein Kunstwerk verwandelt wurde. 2021 verlagerten sich ihre fotografischen Interessen von der Natur in die Stadt. „Dabei musste ich feststellen, dass vieles, was mich bei der Naturfotografie anspricht, auch bei der urbanen Fotografie zu finden ist, nämlich das Streifen durch das Revier auf der Suche nach einem Motiv oder einen Moment“, erzählt sie. „Das schwierigste an diesem Foto war, vor Ort die optimale Perspektive, das heißt einen möglichst freien Blick auf die Fassade ohne störende Elemente zu finden“, fährt sie fort. Die Juroren konnten sich an Form und Farbe kaum sattsehen und fanden besonderen Gefallen an der Mehrdeutigkeit des Motivs.
100 Euro Preisgeld / 7 Punkte
3. Platz, Kategorie Architektur trifft Natur
Stefan Mayr: »Dune«
Stefan Mayr aus Augsburg fotografierte am Eidersperrwerk an der Nordsee und beschreibt seinen Motiv-Moment so: „Das frische und durchgängige Licht, die Klarheit der fast schon unwirklichen Szenerie, die Ordnung der wenigen Elemente … das hat mich direkt angesprochen.“ Der Jury erging es nicht anders, die einen besonderen Blick auf die in Zaum gehaltene Natur durch die Architektur warf: im Großen das Meer hinter dem Deich, im Kleinen das Gras in den Verkehrsinseln.
50 Euro Preisgeld / 6 Punkte
1. Platz, Kategorie Licht und Schatten
Tanja Janke: »Lichtstrahlen«
Tanja Janke aus Iserlohn fotografierte im Wallfahrtsdom Neviges, als die Sonne durch die kleinen Fenster schien. „Die Idee hinter dem Bild war, die imposante Deckenkonstruktion mit ihren vielen Ecken und Kanten und den unterschiedlichen Helligkeitsbereichen harmonisch zusammenzuführen“, beschreibt sie ihre Aufnahme. Die Jury war wie gefangen vom Licht- und Schattenspiel und verweilte lange beim Bild, um die vielen Facetten und Elemente zu erfassen.
200 Euro Preisgeld / 8 Punkte
2. Platz, Kategorie Licht und Schatten
Ursula Reinke: »Landesarchiv«
Ursula Reinke aus Jüchen fotografiere das Landesarchiv NRW im Duisburger Innenhafen und erzählt: „Mich faszinierten die einfache und fast schon abweisende, fensterlose Architektur sowie die Ziegelsteinstruktur des Gebäudes. Das harte Licht und die Schlagschatten unterstreichen den unwirklichen Eindruck.“ Auch die Juroren teilten diesen Eindruck und fanden besonders den Schein des Lichtes sowie die wenigen, aber markanten Schatten interessant.
100 Euro Preisgeld / 7 Punkte
3. Platz, Kategorie Licht und Schatten
Helmut Treustedt : »Paris«
Helmut Treustedt aus Neuenhaus lichtete Paris vom Montparnasse Tower aus im schönsten Licht ab. „An diesem Tag hatten wir unglaubliches Glück mit dem Sonnenuntergang und konnten tolle Ausblicke auf Paris genießen“, beschreibt er sein Bild. Die drei Juroren begeisterten sich für diese unspektakuläre, aber ausgesprochen lichtstarke Aufnahme mit einer gewissen Sogwirkung.
50 Euro Preisgeld / 6 Punkte
1. Platz, Kategorie Sportstätten
Alexander Zipes: »The Priest«
Alexander Zipes aus Ennetbaden fotografierte in Italien diesen zwischen Häusern versteckten Fußballplatz. „Ich wartete auf die Abendstunden, um das wunderschöne, plastische Abendlicht einzufangen. Die vertikalen Linien der Gebäude und die geometrischen Markierungen des Spielfeldes waren mir besonders wichtig beim Bildaufbau“, kommentiert er sein Foto. Die Juroren bewunderten das facettenreiche Bild längere Zeit und betonten, dass nicht nur große Arenen toll zu fotografieren sind. Der Priester am Bildrand gibt dem Bild noch eine leichte Schmunzelnote.
200 Euro Preisgeld / 8 Punkte
2. Platz, Kategorie Sportstätten
Klaus Lenzen: »Vip-Lounge«
Klaus Lenzen aus Ratingen: „Dieses Bauwerk entdeckte ich 2018 in Düsseldorf und es ist mittlerweile auch schon wieder Geschichte – inzwischen steht dort ein schmuckloser Container. Über die Funktion habe ich gerätselt und konnte sie auch nicht zweifelsfrei klären. Für mich war der charmanteste Verwendungszweck die VIP-Lounge.“ Auch die Juroren rätselten und fabulierten vom Glühweinstand bis zur Umkleide. So oder so zeigt dieses Bild den starken Willen der Menschen Architektur zu schaffen – wie und wo auch immer. Und wer weiß, der Vorfahre der Allianz-Arena hat vielleicht auch einmal so ausgesehen.
100 Euro Preisgeld / 7 Punkte
3. Platz, Kategorie Sportstätten
Ralf Hüsges: »Schwimmstadium Berlin 1936«
Ralf Hüsges aus Bottrop fotografierte das Olympiastadion der Schwimmer, das von 1934 bis 1936 für die 11. Olympiade in Berlin gebaut wurde. Das Schwimmstadion ist immer noch in Benutzung und Hüsges fotografierte es Ende September. Die Jury fand Gefallen am formalen Aufbau des Bildes, der die Architektur widerspiegelt. Farben und Formen passen zur Entstehungszeit, die leeren Ränge untermauern die relative Schmucklosigkeit des Baus.
50 Euro Preisgeld / 6 Punkte